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Die Drogenbeauftragten verrenken sich im Alkohol-Cannabis-Spagat.
© dpa

Cannabis-Legalisierung: Gesund ist das nicht

Gegen Cannabis-Legalisierung gibt es Argumente. Doch oft wird mit Ideologie hantiert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Die Schwierigkeit der Mission drückt sich schon im Titel aus: Drogenbeauftragte. Sind doch die jeweiligen Posteninhaber nichts weniger als das, vielmehr scheint ihr Auftrag das Gegenteil zu sein. Vielleicht wäre ein Schritt zu mehr Kongruenz in der Sache ihre Umbenennung in: Antidrogenbeauftragte.

Antidrogenbeauftragte bräuchten sich nicht Jahr um Jahr dafür belächeln zu lassen, dass sie Cannabis nicht legalisieren wollen, während sie zugleich an der legalen Volksdroge Alkohol nicht rütteln wollen. Sie könnten es mit Fug und Recht als etwas albern bezeichnen, wenn die Forderung nach Legalisierung einer Droge mit einem bereits legalen anderen Rauschmittel begründet wird. Als seien zwei Drogen nicht doppelt so bedenklich wie eine.

Beim Alkohol gilt Deutschland als „Hochkonsumland“ – ein unerfreuliches Rankingergebnis, das darüber Auskunft gibt, wie stark der Wunsch nach Sinnesvernebelung hierzulande ist. Und keins, das die Deutschen als sonderlich qualifiziert im maßvollen Umgang mit Rauschmitteln erscheinen lässt. Und denen dann noch eine weitere legale Droge anbieten? Antidrogenbeauftragte könnten ein striktes Nein gut begründen.

Zumal eins auf alle Fälle außer Frage steht: Der Gesundheit förderlich ist Cannabis nicht. Man könnte also auch fragen, warum ausgerechnet in einer Gesellschaft, die über die Risiken hoher Zuckeranteile in Eistees und Schulmilchgetränken streitet und Wege sucht, die von Gesetzes wegen einzudämmen, eine risikolastige Droge legalisiert werden soll. Wäre das nicht ein bisschen schizophren?

Schizophren mutet stattdessen eher an, wie sich die Drogenbeauftragten im Alkohol-Cannabis-Spagat verrenken. Gerade jetzt wieder Marlene Mortler von der CSU, die das Amt seit 2014 inne hat. Zwischen der Hochgefährlichkeit von Cannabis als Einstiegsdroge ins Abhängigkeitselend psychotischer Drogenwracks und dem „Genießen von Alkohol“, der in Minidosen „keinen Schaden“ verursache, wie sie im Deutschlandfunk abermals beteuerte, schwankt sie hin und her und findet keinen festen Tritt. Heißt auch von ihr: Der Konsument ist das Problem, nicht das Rauschmittel an sich. Alkoholkonsumenten wird offenbar mehr Selbstregulierungskompetenz zugetraut als Cannabiskonsumenten. Kann man so überhaupt argumentieren? Der nächste Widerspruch.

Eine überzeugende Position entsteht so nicht. Wer aber nicht bloß als Antidrogenbeauftragte agieren will, sondern den Ehrgeiz hat, ein zugegebenermaßen schwieriges Politikfeld zu gestalten, bräuchte die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, sie zumindest versuchsweise zu betreten. Es gibt rund um den Globus inzwischen mehrere Länder, die sich an einer flexibleren Cannabis-Politik versuchen. Machen die Erfahrungen, auf die sich zurückgreifen lässt? Offenbar egal. Stattdessen weiß Marlene Mortler, dass Kanadas Schwenk Richtung Legalisierung falsch ist. Die Neuregelung ist erst seit Mittwoch in Kraft. Auf Erfahrungen beruht die Einschätzung also nicht. Sondern eher auf einer Anti-Ideologie.

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