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Anschlag in Ägypten - dabei kam auch Ägyptens Generalstaatsanwalt Hisham Barakat ums Leben.
© AFP

Terror in Ägypten: Generalstaatsanwalt durch Bombenattentat getötet

Hisham Barakat ist das bisher hochrangigste Terroropfer in Ägypten seit dem Umsturz durch das Militär im Juli 2013. Aber er ist nicht der einzige. Das Land erlebt auch eine Welle mysteriöser Verhaftungen.

Ägyptens Generalstaatsanwalt Hisham Barakat ist am Montag in Kairo durch einen Autobombenanschlag getötet worden. Er erlang Stunden nach der Explosion seinen schweren Verletzungen, wie Justizminister Ahmed al-Zind bekannt gab. Hisham Barakat ist das bisher hochrangigste Terroropfer des Staates seit dem Umsturz durch das Militär im Juli 2013. Vor anderthalb Jahr überstand der damalige Innenminister Mohammed Ibrahim einen ähnlichen Anschlag leicht verletzt.

Der Anschlagsort im Kairoer Mittelklasse-Stadtteil Heliopolis bot ein Bild der Verwüstung. Mindestens ein halbes Dutzend Fahrzeuge gingen in Flammen auf. In sämtlichen umliegenden Häusern zerbarsten die Fensterscheiben. Auch der dunkle Wagen des getöteten Chefanklägers fing offenbar sofort Feuer. Die Polizei geht bisher davon aus, dass die Bombe in einem Auto am Straßenrand versteckt war. Ob sie durch einen Selbstmordattentäter oder per Handy gezündet wurde, ist noch ungeklärt. Zu der Tat bekannte sich ein bisher unbekanntes Terrorkommando mit dem Namen „Volkswiderstand Giza“.

Der getötete Hisham Barakat gilt als treibende Kraft hinter dem extrem harten Vorgehen der Justiz gegen Demokratieaktivisten und Muslimbrüder. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisation wurden seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi über 40.000 Menschen verhaftet. Abertausende sitzen – teilweise bereits zwei Jahre lang - in Untersuchungshaft, ohne zu wissen, was ihnen vorgeworfen wird. Durch ein Dekret des Mursi-Nachfolgers, Ex-Feldmarschall Abdel Fattah al-Sissi, kann die Untersuchungshaft unendlich oft verlängert werden. Folter auf Polizeiwachen ist die Regel. Nach einer Dokumentation des „Al-Nadeem Center for Rehabilitation of Victims of Violence“ wurden allein in letzten zwölf Monaten 272 Gefangene in Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert oder starben in völlig überfüllten Zellen.

Seit vier Wochen eine Welle von mysteriösen Verhaftungen

Im ersten Jahr der Sissi-Präsidentschaft habe Ägypten die „schlimmsten Menschenrechtsverletzungen erlebt, seit das Zentrum 1993 gegründet wurde“, heißt es in dem Al-Nadeem-Bericht. Seit vier Wochen gibt es zudem eine Welle von mysteriösen Verhaftungen, durch die bisher mehr als 180 junge Aktivisten und Muslimbrüder spurlos verschwunden sind. 66 von ihnen tauchten inzwischen wieder auf, die meisten schwer misshandelt und stark verstört.

Ägyptens Generalstaatsanwalt Hisham Barakat ist am Montag in Kairo durch einen Autobombenanschlag getötet worden
Ägyptens Generalstaatsanwalt Hisham Barakat ist am Montag in Kairo durch einen Autobombenanschlag getötet worden
© dpa

Im Mai gab es in Ägypten nach Angaben des „Tahrir Institute for Middle East Policy (TIMEP)“ mit 138 Attentaten die höchste Zahl von Terroranschlägen, die in dem Nilland jemals für einen Monat dokumentiert wurden. Erst vor drei Wochen wurde in Luxor ein ähnlich schweres Massaker an Urlaubern, wie jetzt im tunesischen Sousse, nur mit viel Glück und durch die Aufmerksamkeit eines Taxifahrers verhindert. Dieser hatte drei junge Männer in seinem Wagen auf den Parkplatz vor dem Karnak-Tempel gefahren, die sich als Touristen ausgaben. Als das Trio sich dann mit seinen länglichen Taschen, die sie aus dem Kofferraum geholt hatten, in ein Café am Randes des Parkplatzes setzten, schöpfte der Fahrer Verdacht und alarmierte die Polizei auf dem Gelände.

In dem Moment, als die Beamten die verdächtigen Taschen kontrollieren wollten, eröffneten zwei der Attentäter das Feuer. Der dritte sprengte sich mit einem Selbstmordgürtel in die Luft. Die Terroristen hatten zwei Kalaschnikows sowie 19 Magazine mit Munition bei sich. Ihr Plan war offenbar, auf dem Parkplatz die Ankunft der Tagesausflügler vom Roten Meer abzuwarten, um unter den Aussteigenden ein Blutbad anzurichten. Deren Busse treffen normalerweise um die Uhrzeit des verhinderten Attentats in Karnak ein. Nach sechs Stunden Besichtigungsprogramm in Luxor und auf der Westbank kehren sie abends in ihre Ferienressorts zurück.

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