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Sicherheitskräfte stehen am 31.05.2017 in Kabul (Afghanistan) nach einem Autobombenanschlag um den Krater, im Hintergrund ist die deutsche Botschaft zu sehen.
© dpa

Deutsche Botschaft war das Ziel: Generalbundesanwalt ermittelt wegen Anschlags in Kabul

Der verheerende Anschlag in Kabul am 31. Mai mit mehr als 150 Toten richtete sich nach "Focus"-Informationen gezielt gegen die Deutsche Botschaft.

Der Generalbundesanwalt hat Ermittlungen zu dem verheerenden Bombenanschlag von Kabul mit rund 150 Toten und mehr als 450 Verletzten aufgenommen. Das sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, am Freitag in Berlin. Einen Bericht des „Focus“, nach dem die deutsche Botschaft das Ziel des Anschlags war, wollte er mit Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. „Ich glaube, es ist nicht opportun, diesen Ermittlungen in irgendeiner Weise öffentlich vorzugreifen.“ Schäfer kündigte an, dass bald ein deutsches Expertenteam nach Kabul geschickt werde, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Bei der Bundesanwaltschaft war dazu zunächst niemand zu erreichen. Die Karlsruher Behörde ermittelt bei Anschlägen im Ausland normalerweise, wenn Deutschland davon betroffen ist. Am 31. Mai hatte ein Attentäter eine 1000 Kilogramm schwere Sprengladung in einem Tanklaster in der Nähe der deutschen Botschaft gezündet. Das Hauptgebäude wurde durch die Explosion weitgehend zerstört. Es war aber bereits mehrere Wochen vor dem Anschlag wegen seiner exponierten Lage aus Sicherheitsgründen geräumt worden. Die Botschaft war in Wohngebäude auf dem stark abgesicherten Gelände gezogen. Derzeit ist nur noch ein kleines Kernteam der Botschaft in Kabul, vor dem Anschlag waren 100 Mitarbeiter dort.

"Focus": Zahlreiche Tote im Gebäude offenbar nur knapp vermieden

Nach "Focus"-Informationen hat der Fahrer des mit Sprengstoff beladenen Tanklasters an der Zufahrt zur Botschaft in der afghanischen Hauptstadt gestoppt und Einlass begehrt. Das berichtete das Magazin unter Berufung auf Erkenntnisse deutscher Sicherheitsbehörden. Ein aufmerksamer Wachmann habe die Zufahrt jedoch verwehrt. Nachdem dieser über Funk zunächst Rücksprache hielt, habe der Attentäter dann die 1000 Kilogramm schwere Sprengladung gezündet. "Wäre der Tanklastzug auf den Vorhof der Botschaft gelangt und dort explodiert, dann wären alle Menschen in dem Gebäude getötet worden", zitierte "Focus" einen namentlich nicht genannten deutschen Regierungsbeamten.

Der Fahrer des Tanklasters soll den Angaben zufolge vorgegeben haben, auf dem Botschaftsgelände Altwasser abpumpen zu müssen. Die Rückfrage des Wachmanns habe jedoch ergeben, dass dazu kein Auftrag erteilt worden war. Durch die Druckwelle der Explosion war das Botschaftsgebäude trotz der Entfernung noch stark beschädigt worden. Unter den Toten sind auch zwei afghanische Wachleute. Die afghanische Regierung machte das mit den Taliban verbündete Hakkani-Netzwerk für die Tat verantwortlich. (dpa, AFP)

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