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EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström nach ihrem Gespräch mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer.
© Stephanie Lecocq/POOL EPA/AP/dpa

US-Strafzölle: Gemeinsam gegen die USA

Statt um Ausnahmeregelungen zu betteln, sollten EU und G20 den USA deutlich machen, dass Handelskriege nicht zu gewinnen sind. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Til Knipper

Vielleicht wäre es die beste Strategie, wenn die EU-Kommission Werbeplätze bei Fox News bucht. Ein 30 Sekunden langer Werbespot müsste eigentlich ausreichen, um selbst Donald Trump, dem berühmtesten Stammzuschauer des US-Nachrichtensenders, zu erklären, dass Handelskriege nicht zu gewinnen sind. Auch für die USA nicht. Dass er das selbst noch nicht verstanden hat, zeigen die expliziten Drohungen gegen die deutschen Autohersteller BMW und Mercedes vom Wochenende.

Umso erbärmlicher ist die Reaktion der EU, die sich jetzt im Büßergewand vor dem Weißem Haus in die Schlange stellt, um für ihre Mitgliedsstaaten eine Ausnahmeregelung von den US-Strafzöllen zu erbetteln.

Trump schadet mit seiner Handelspolitik den USA

Viel sinnvoller wäre es, vor dem Ende dieser Woche stattfindenden Treffen der Finanzminister der G20-Staaten in Argentinien eine gemeinsame Position zu erarbeiten. Geschlossen muss man den USA verdeutlichen, dass sie mit ihrer Politik nicht nur das über Jahrzehnte etablierte Rechtssystem des Welthandels zerstören, sondern auch sich selbst massiv schaden.

Der Präsident liegt nämlich falsch, wenn er glaubt, er könne mit Strafzöllen sein Handelsdefizit ausgleichen. Zwar reduzieren sich dadurch die Importe in die USA, das hat aber gleichzeitig zur Folge, dass weniger Dollar ins Ausland fließen. Das wird den Kurs der US-Währung ansteigen lassen, was wiederum zu sinkenden Exporten führt. Das Handelsdefizit verändert sich so nicht.

Durch einen Kotau anderer Länder wird sich die USA nur bestätigt fühlen

Trump irrt auch bei seiner zweiten Annahme, dass er mithilfe von Strafzöllen Arbeitsplätze in den USA sichern oder gar zusätzliche schaffen könnte. Die Stahlindustrie ist das beste Beispiel dafür. In den USA hängen viel mehr Jobs von der Verarbeitung von Stahl ab, als von dessen Herstellung. Steigen die Stahlpreise durch die Zölle, gefährdet das die Arbeitsplätze in der stahlverarbeitenden Industrie.

Auch im eigenen Interesse dürfen die G20-Staaten Trumps neoprotektionistische Politik nicht akzeptieren. Durch einen Kotau fühlt er sich nur bestätigt. Deutschland und Bundeskanzlerin Angela Merkel müssen diesbezüglich entschlossen vorangehen. Schließlich hängt jeder vierte Job hierzulande vom Export ab.

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