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Teilnehmer einer Demonstration der "Gelbwesten" in Bourges gehen in Deckung, als die Polizei Tränengas einsetzt.
© Rafael Yaghobzadeh/dpa

Frankreich: "Gelbwesten" gehen weiter auf die Straße

Der Protest der "Gelbwesten" in Frankreich hält an - auch am Samstag gehen mehrere zehntausend Menschen landesweit auf die Straße.

Beim neunten Protest-Samstag der „Gelbwesten“ ist es in Frankreich erneut zu Ausschreitungen gekommen. In der zentralfranzösischen Stadt Bourges drangen rund 500 „Gelbwesten“ trotz eines Demonstrationsverbots in der Innenstadt in den gesperrten Bereich ein. 18 Personen wurden in der Stadt bis zum Samstagnachmittag festgenommen. Vorsorglich hatten zahlreiche Ladenbesitzer in Bourges ihre Geschäfte verbarrikadiert. Gleichzeitig demonstrierten rund 5000 „Gelbwesten“ friedlich außerhalb des gesperrten Bereichs der Stadt, die als geografisches Zentrum Frankreichs gilt.

Landesweit gingen nach Angaben des Innenministeriums diesmal 32.000 Demonstranten auf die Straße. In Paris, wo rund 8000 „Gelbwesten“ gezählt wurden, versperrte die Polizei den Demonstranten den Zugang zu Seitenstraßen rund um den Triumphbogen. Dort setzten Polizisten Tränengas gegen randalierende Demonstranten ein. Im südfranzösischen Nîmes versuchten mehrere „Gelbwesten“, in das Gebäude der Präfektur einzudringen. Sie wurden von der französischen Einsatzpolizei CRS zurückgedrängt. Nach einem Bericht der Zeitung „Midi Libre“ versuchten die Demonstranten, mit Absperrgittern Barrikaden zu errichten.

Macron löst mit Äußerung über "Anstrengung" Diskussion aus

Diskussionen löste unterdessen eine Äußerung von Staatschef Emmanuel Macron aus, der am Freitagabend bei einem Empfang von Bäckern im Elyséepalast den „Sinn für die Anstrengung“ gelobt hatte. „Die Schwierigkeiten, durch die unsere Gesellschaft geht, sind manchmal auch der Tatsache geschuldet, dass viel zu viele unserer Mitbürger denken, dass man etwas bekommen kann, ohne diese Anstrengung zu erbringen“, hatte er laut Medienberichten hinzugefügt.

Die Bewegung der „Gelbwesten“ war ursprünglich aus Empörung über die mangelnde Kaufkraft entstanden. Die Zahl der Demonstranten war vor Weihnachten im Vergleich zum November deutlich abgeflaut, was aber nichts an der Gewaltbereitschaft einer Minderheit unter den „Gelbwesten“ änderte. Nachdem am vergangenen Wochenende das Ministeriumsgebäude von Regierungssprecher Benjamin Griveaux in Paris gestürmt worden war, hatte Regierungschef Edouard Philippe eine härtere Gangart der Regierung angekündigt. Am Samstag wurden landesweit 80.000 Polizisten mobilisiert.

Auch die Taktik der Sicherheitskräfte hat sich inzwischen geändert: Anders als in den ersten Wochen der Proteste halten die Polizisten keinen großen Abstand mehr zu den Demonstranten. Statt dessen versuchen die Sicherheitskräfte, Randalierer schneller als in der Vergangenheit festzunehmen.

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