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Bald auf sich allein gestellt? Ein Soldat der afghanischen Nationalarmee Mittte November an einem Checkpoint vor den Toren von Kabul.
© REUTERS / Mohammad Ismail

US-Militärabzug aus Afghanistan: Gefährliches Geschenk für Kabul – und die Nato

Was der scheidende US-Präsident Donald Trump als Friedenssignal verkauft, ist das genaue Gegenteil. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Fakten schaffen – das will Donald Trump in einem Abschiedsfuror, der zum Fürchten ist. Nun will der so schwer (ver-)schwindende US-Präsident das amerikanische militärische Engagement in Afghanistan so verringern, nämlich um die Hälfte, dass es faktisch zum Aus im nächsten Jahr führen würde. 2500 Soldaten halten keinen Taliban, keinen Stammesfürsten von neuem Machtstreben ab. Und keinen von ihnen in Schach. Die Regierung des geschundenen Landes ist zu bemitleiden. Aber auch die Nato.

Deren Generalsekretär Jens Stoltenberg ist zurecht alarmiert. Denn dann wären die Partner bei „Resolute Support“ ebenso zum Rückzug gezwungen, 20 Jahre nach 9/11. Nicht zuletzt die Deutschen, die die Freiheit auch am Hindukusch verteidigt haben, einem geflügelten Wort ihres früheren Verteidigungsministers Peter Struck folgend. 1227 Soldaten sind noch dort. Demnächst soll das Land auf sich selbst aufpassen, gleichsam von heute auf morgen?

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Das hieße, es sich selbst zu überlassen. Und all die Jahre, der Einsatz, die Todesopfer waren umsonst? Afghanistan war und ist auch ein Test auf den Zusammenhalt der Nato als Wertebündnis. Wenn der, der alles infrage stellt, erst einmal verschwunden ist, können die Werte zurückkehren. Und der neue Präsident kann neue Fakten schaffen.

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