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Fastenbrechen im Schloss. Staatsministerin Aydan Özoguz (links), neben ihr die Behindertenbeauftragte Verena Bentele, Elke Büdenbender, die Grünen-Abgeordnete Renate Künast, ganz rechts die CDU-Abgeordente Cemile Giousouf.
© Bernd von Jutrczenka/dpa

Elke Büdenbender: Gattin des Bundespräsidenten hält erste Rede

Ehrengast zum Fastenbrechen im Schloss Charlottenburg: Die Gattin des Bundespräsidenten hält ihre erste Rede. Vor muslimischem und rein weiblichem Publikum.

Eine doppelte Premiere sei das für sie, bekennt Deutschlands neue First Lady: als Katholikin das erste Mal bei einem muslimischen Fest – und die erste Rede in neuer Funktion. Aydan Özoguz, die Staatsministerin für Integration, hatte Elke Büdenbender, die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als Ehrengast zum Fastenbrechen ins Schloss Charlottenburg eingeladen, vor ein rein weibliches Publikum: Die dritte Iftar-Einladung in Özoguz' Amtszeit galt allein Frauen, Professorinnen, Aktiven aus Migranten- und Frauenverbänden, christlichen wie muslimischen Sozialarbeiterinnen.

Der lange Weg zur Gleichberechtigung

Eine programmatische Rede, die Neue als Frauenrechtlerin? Dann hätte sie einen Punkt gemacht. Juristin Büdenbender, die bis zum Einzug ins Schloss Bellevue als Verwaltungsrichterin arbeitete, zeichnete die mühselige Emanzipationsgeschichte der Bundesrepublik nach: „Wir Frauen sind einen weiten Weg gegangen, bis wir die volle rechtliche Gleichberechtigung hatten.“ Der schlichte, aber folgenreiche Satz im Grundgesetzartikel 3 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, den eine andere Juristin, „die großartige Elisabeth Selbert“ durchsetzte, brauchte Jahrzehnte, bis er in allen Teilen des Bürgerlichen Gesetzbuchs durchgesetzt und die Vorrechte von Ehemännern abgeschafft waren. Büdenbender verwies auch auf die Kilometer, die noch nicht geschafft sind: Volle Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gleiche Löhne, die gläsernen Decken, die den Aufstieg von Frauen be- und verhindern.

"Selbstbewusst, deutsch, muslimisch"

Desto kurioser, dass sie, die vom Pult aus auf so viele bedeckte Frauenköpfe blickte, das Kopftuch nicht ein einziges Mal erwähnte. Aktuell schließen zehn Ländergesetze Kopftuchträgerinnen von weiten Teilen des öffentlichen und des Schuldiensts aus, selbst Arzthelferinnen zogen schon wegen Diskriminierung vor Gericht. Davon auch von Özoguz kein Wort, die doch in ihrer Begrüßung das „einseitig verzerrte Bild“ der „grundsätzlich unterdrückten“ Muslima beklagt und gefordert hatte, dass die vielen Frauen, die „selbstbewusst, deutsch und muslimisch“ seien, sichtbar werden müssten.
Der berühmte Elefant im Raum, den keiner sieht - erst eine, die gar nicht im Raum war, machte ihn zum Thema. In einer Videogrußbotschaft mahnte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, erst das staatliche Bekenntnis zur Freiheit, Religionsfreiheit eingeschlossen, habe „Deutschland zu dem gemacht, was es ist.“ Ihr Team erfahre täglich, wie tief verankert antimuslimische Vorurteile seien, „vor allem gegen Frauen mit Kopftuch“.
Ob die anwesenden Kopftuchfrauen etwas Nachhilfe beim Iftar-Essen geben konnten? Da täte sich jedenfalls ein Feld auf für die Juristin im Schloss.

Andrea Dernbach

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