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Ein Wahlplakat des Mitte-Bündnisses Blau-Weiß zeigt dessen Kandidaten Benny Gantz (l).
© Oded Balilty/AP/dpa

Showdown in Israel: Gantz hat keine Chance als Netanjahu-Kopie

Israel steckt in einer politischen Sackgasse. Das Hautproblem: Die beiden entscheidenden Politiker des Landes ähneln sich zu sehr. Ein Kommentar.

Es wird eng, ganz klar. Eine Minderheitsregierung für Israel, die Blau-Weiß-Spitzenkandidat Benny Gantz anstrebt, ist offenkundig sehr schwierig zu erreichen.

Die Disziplin, die dafür nur schon im eigenen Lager erforderlich wäre, ist gegenwärtig wohl nicht zu garantieren. Die nächste Enttäuschung für den Ex-Armeechef? Dass er bei der jüngsten Wahl, der dritten, deutlich schlechter abschnitt, ist die eine. Dass er aber immer mehr an Autorität einbüßt in einer Zeit, in der es umgekehrt umso nötiger wäre, Langzeitpremier Benjamin Netanjahu abzulösen, die nächste.

Netanjahu, Korruptionsvorwürfen ausgesetzt, zeigt sich zunehmend unversöhnlich, geradezu rechtspopulistisch. Frieden in der Region mit ihm an der Spitze? Die Vorstellung wirkt immer unwirklicher.

Dabei ist der harte, ultraharte Kurs mit Siedlungsbau, Annektionsankündigungen und militärischen Drohungen gegen die Palästinenser oder die Iraner ganz offenkundig nicht erfolgreich. Kein Fußbreit ist Israel einer konfliktärmeren Zukunft näher gekommen.

Gantz muss sich deutlicher von Netanjahu absetzen

Hierin liegt die Herausforderung für Gantz.

Er muss sich – endlich – deutlicher absetzen vom politischen Kurs Netanjahus, muss überhaupt politischer werden und eigene neue Vorschläge für Reformen nach innen und außen vorlegen. Ein weiterer Rechtsruck der Gesellschaft schadet dem Land.

War sein Wahlkampf farblos, waren seine Botschaften offenkundig buchstäblich zum Vergessen, so s ist jetzt dringend Zeit für Remedur. Benny Gantz muss Original werden, als Benjamin Netanjahus Kopie hat er keine Chance. Israel auch nicht.

Stephan-Andreas Casdorff

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