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Zwei, die sich verstehen? Sigmar Gabriel (l.) und Frank-Walter Steinmeier auf einem Foto von 2013.
© dpa

Steinmeier wird Bundespräsident: Gabriels dankbarer Kandidat

Was wäre aus Frank-Walter Steinmeier nach der Bundestagswahl 2017 geworden? Unklar. Als nächster Bundespräsident hat er einen Eintrag ins Geschichtsbuch sicher. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wollen wir doch mal sehen, ob Dankbarkeit eine politische Kategorie ist oder nicht. Die Kundigen sagen immer: nein. In diesem Fall aber hat Sigmar Gabriel Frank-Walter Steinmeier gewissermaßen im Alleingang zum Bundespräsidenten-(Kandidaten) gemacht und das mit dem Besten, was er hat, seiner Wucht, durchgesetzt. So ist er, der SPD-Chef, so beschreiben ihn die, die ihn mal richtig haben kennenlernen dürfen, Gerhard Schröder zum Beispiel. Und jetzt, das nur nebenbei, hat ihn so die Schröder-Nachfolgerin kennengelernt.

Zumal Gabriel in Steinmeier auch einen dankbaren Kandidaten hatte, mit einer vornehmlich exekutiven Karriere, will sagen: Der weiß, wie Regieren geht. Als Fraktionschef in der Opposition hat er es dann aber auch mit den Sensibilitäten der (selbstbewussten) Vertreter der Legislative, den Parlamentariern, zu tun bekommen. Die haben auf seine Sensibilitäten, durchaus vorhanden, wenig Rücksicht genommen. Das schult.

Aber jetzt ist es so weit: Steinmeier hat die Ehre – und hat einen bedeutenden Eintrag ins Geschichtsbuch der Republik sicher. Vom Chef einer Staatskanzlei übers Außenamt bis zum Präsidenten, das kann sonst so keiner von sich sagen. Das eben auch dank Gabriel, denn es hätte sein können, dass nach der Wahl 2017 die bisher schon beeindruckende Karriere des „FWS“ keine Krönung erfährt: Bei Rot-Rot-Grün wäre er wegen der Arithmetik gewiss nicht wieder Außenamtschef, bei Schwarz-Grün sowieso nicht. Und zum Beispiel EU-Kommissar zu werden, versteht nicht jeder direkt als Verheißung, als Aufstieg schon gleich gar nicht.

Für Schröder war er der "Mach mal"

Steinmeier wird, das hat sein Auftritt gestern neben den Großkoalitionären gezeigt, der bleiben, der er ist. Er ist in jedem Fall einer, der das Machbare Wirklichkeit werden lässt. Darauf hat sich schon Schröder verlassen, der ihn den „Mach mal“ nannte, darauf können sich die Deutschen insgesamt verlassen. Wenn also der Präsident in spe sagt, dass er die guten Kräfte der Gesellschaft wecken will, dass er die stärken will, die Mut zum Guten haben, dann wird er das tun. So gesehen gibt es hier keine Überraschungen, was in diesen wilden Zeiten ein nicht zu verachtender Wert ist.

Noch interessant an seinem kleinen programmatischen Ausblick, (der übrigens gut zeigt, wie Steinmeier ist, nämlich vorausschauend): Erstens der diplomatisch verpackte Hinweis auf die teils umstrittenen Reformen, für die er steht. Auch weiter stehen will, weil sie doch zeigen, wozu Deutschland fähig ist, wenn es sich anstrengt. Und zweitens, dass er – von den Reformen und ihrer Wirkung abgeleitet – soziale Brücken bauen will. Daran tut er gut, das tut auch der Republik gut. So kann Steinmeier sein Werk abrunden.

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