Vor Treffen COP26 in Glasgow: G20-Staaten uneins über Ziele für den Klimaschutz
Die G20-Staaten können sich nicht auf konkrete neue Vorgaben für den Klimaschutz einigen. Aktivisten fordern vor dem Klimatreffen in Glasgow mehr Engagement.
Die Bemühungen um ein starkes Signal des G20-Gipfels vor dem Weltklimatreffen in Glasgow drohen zu scheitern. Die Gruppe der großen Wirtschaftsmächte (G20) kann sich auf ihrem Gipfel in Rom offenbar nicht auf konkrete Ziele zum Klimaschutz einigen.
Das geht aus einem jüngsten Entwurf des Abschlusskommuniqués hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Ursprüngliche beabsichtigte Zielvorgaben und konkrete Zusagen zum Kampf gegen die gefährliche Erderwärmung aus früheren Versionen wurden darin wieder gestrichen.
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Der zweitägige Gipfel der Staats- und Regierungschefs endet an diesem Sonntag in der italienische Hauptstadt, während in Schottland das zweiwöchige Klimatreffen (COP26) beginnt. Auf Einladung der Vereinten Nationen beraten in Glasgow Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die beschleunigte Erderhitzung auf ein erträgliches Maß eindämmen kann. 25 000 Menschen, darunter Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten, wurden erwartet.
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In dem Entwurf für das Abschlusskommuniqué des G20-Gipfels gab es nicht mal mehr eine Einigung auf „sofortiges Handeln“, wie es in einem früheren Entwurf noch geheißen hatte. Beim Ziel der Kohlendioxidneutralität gab es auch keine Fortschritte. War ursprünglich 2050 als Zieldatum angestrebt worden, ist jetzt allgemeiner von „Mitte des Jahrhunderts“ die Rede. Das geschah offensichtlich auch aus Rücksicht auf China. Der größte Produzent von Kohlendioxid hatte sich bisher nur bis 2060 dazu verpflichtet.
Klimaschützer fordern schnelle Maßnahmen
Zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow an diesem Sonntag fordern Klimaaktivisten deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, sagte Luisa Neubauer von der Umweltbewegung Fridays for Future der Deutschen Presse-Agentur. „Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven. Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“, fragte die 25-Jährige.
Seit dem als historisch gefeierten Klimaschutz-Abkommen von Paris im Jahr 2015 seien sechs Jahre vergangen - und die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase heute höher denn je, prangerte sie an. „Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird.“ Die Aktivistin, die auch Grünen-Mitglied ist, kündigte an, mit hunderten Mitstreitern nach Glasgow zu reisen.
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Umweltverbände und auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatten vorab kritisiert, dass viele Staaten in den zwei Jahren seit der letzten UN-Konferenz in Madrid ihre Pläne zum Klimaschutz nicht ausreichend verschärft und den notwendigen raschen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt haben. Denn die menschengemachte Erwärmung der Atmosphäre durch Treibhausgase sorgt schon jetzt dafür, dass Extremwetter sich häufen. Als Beispiele gelten die jüngsten Überschwemmungen in Deutschland, die Dürre in der Sahel-Zone in Afrika oder auch verheerende Waldbrände in Kalifornien und Russland.
In Glasgow gab es bereits vorab erste Proteste von Klimaschutzaktivisten: Mitglieder von Ocean Rebellion legten sich als „tote Meermenschen“ halbnackt nahe des Flusses Clyde unter Fischernetze, um auf Gefahren von Meeresbewohnern wie Delfinen, Haien und Walen aufmerksam zu machen. Am Samstag sollten zudem Tausende Aktivistinnen und Aktivisten ankommen, die zu Fuß nach Glasgow gingen, darunter auch aus Deutschland. Eine spanische Gruppe war mit der Fähre ins südenglische Portsmouth gefahren und von dort 30 Tage durch Großbritannien gewandert. (dpa)