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Kurzfristig neuer Chef in Pakistan: Shahid Khaqan Abbasi
© AFP

Pakistan: Früherer Ölminister zum Interims-Ministerpräsident gewählt

Ein langjähriger Vertrauter von Ex-Premier Nawaz Sharif ist in Pakistan zum Interims-Ministerpräsidenten gewählt worden. Nawas wurde wegen Korruptionsverdachts abgesetzt.

Shahid Khaqan Abbasi hat seit Dienstag ein Spitzenamt in Pakistan inne. Die Macht hat er damit freilich noch lange nicht. Das pakistanische Parlament wählte den früheren Ölminister am Dienstag zwar zum Nachfolger des wegen Korruptionsverdachts abgesetzten Premierministers Nawaz Sharif. Abbasis wichtigstes Qualifizierungsmerkmal für den Spitzenjob dürfte dabei seine Loyalität zur Politiker-Dynastie der Sharifs sein. Die korruptionsbelastete Sharif-Familie will die Macht in dem 200-Millionen-Einwohner-Land allerdings noch längst nicht abgeben.

Hinter den Kulissen wartet bereits Nawaz' Bruder Shabaz Sharif, der den Übergangspremier Abbasi bald ablösen soll. Er muss nur noch auf seine Wahl ins Parlament warten, die Voraussetzung für den Posten an der Regierungsspitze ist. Die Wahl ist bereits angesetzt und soll binnen eineinhalb Monaten stattfinden. Politik ist in Pakistans semi-feudaler Gesellschaft Familiensache. Die Macht wird weitergegeben von Vater an Sohn oder von Bruder an Bruder. Familienbande und Patronagesysteme wiegen schwerer als Parteiprogramme und ideologische Ausrichtung. Nawaz und Shahbaz Sharif sind in den vergangenen drei Jahrzehnten Seite an Seite aufgestiegen in Pakistans Politik. Nawaz als mehrfacher Premierminister, Shahbaz als starker Mann der wichtigsten pakistanischen Provinz Punjab.

Vorliebe für auffällige Hüte

Dort ist Shahbaz inzwischen der am längsten amtierende Regierungschef, die Provinz um die Metropole Karachi gilt als Machtbastion des Sharif-Clans. Der 1950 in Lahore geborene Shahbaz Sharif hat sich dort ein eigenes politisches Profil erarbeitet, er ist mehr als nur ein Strohmann seines Bruders. Beobachter beschreiben ihn als Workoholic und effektiven Verwalter. In seiner Provinz hat er mehrere große Infrastruktur-Projekte durchgezogen. Von dem Korruptionsvedacht gegen die Familie seines Bruders ist Shahbaz nicht persönlich betroffen. Einen Namen hat er sich auch außerhalb der Politik gemacht durch seine Vorliebe für auffällige Hüte, seinen häufigen Rückgriff auf Revolutionslyrik in öffentlichen Ansprachen - und eine Zeit lang auch durch seine Neigung zu amourösen Affären, die Pakistans Presse früher mit großem Interesse verfolgte.

In diesem Bereich ist es allerdings deutlich stiller um Shahbaz geworden, seit der mit der feministischen Bestseller-Autorin Tehmina Durrani verheiratet ist. Im konservativen Pakistan ist Durrani eine Ausnahmeerscheinung. Als künftiger Premierminister wird sich Shabaz Sharif vor allem um den Bestand der Familiendynastie kümmern. Sein abgesetzter Bruder Nawaz ist immer noch Chef der Regierungspartei, er dürfte versuchen, im Hintergrund die Fäden in der Hand zu halten. "Es deutet viel darauf hin, dass Nawaz Sharif weiter einen Einfluss auf den Gang der Dinge hat, bis zur nächsten Wahl und vielleicht auch darüber hinaus", sagt etwa der politische Kommentator Umair Javad. Shahbaz gilt als intelligent und kompetent, ihm wird allerdings weniger Ausstrahlung nachgesagt als seinem abgesetzten Bruder.

"Nawaz hat ein persönliches Charisma, an das sein Bruder nicht herankommt", sagte der Journalist Omar Waraich. "Ich glaube, dass die Dynastie unter dem Bruder an Kraft verlieren wird." Die Opposition in Pakistan ist erbost über die Familien-Rochade. "Gibt es niemanden sonst in Sharifs Partei, der Premierminister werden kann?", fragte Oppositionsführer Imran Khan. "Das ist keine Demokratie, das ist ein Königreich." Die Sharif-Brüder lassen sich von solcher Kritik nicht beeindrucken. Shahbaz Sharif ist Medienberichten zufolge bereits dabei, sein Erbe in der Heimatprovinz Punjab zu regeln. Sein Wunschnachfolger für den Job des Regierungschefs dort ist angeblich sein Sohn Hamza. (AFP)

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