Denis Mukwege und Nadia Murad: Friedensnobelpreis geht an Kämpfer gegen sexuelle Gewalt
Der Friedensnobelpreis geht an den kongolesischen Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad. Das gab die Jury in Oslo bekannt.
Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad, die vom IS versklavt und vergewaltigt wurde, und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege. Damit würdigt das norwegische Nobelkomitee ihren Einsatz zur Bekämpfung sexueller Gewalt als Waffe in Krieg und bewaffneten Konflikten. Mukwege habe sich der Hilfe für Opfer sexueller Gewalt gewidmet und wiederholt die Straflosigkeit für Massenvergewaltigungen verurteilt, sagte die Komiteevorsitzende Berit Reiss-Andersen am Freitag in Oslo. Der 63-jährige Gynäkologe operiert im Ostkongo vergewaltigte Frauen.
Beide verschafften sexueller Gewalt mehr Sichtbarkeit
Die 1993 geborene Jesidin Murat, die im Irak von islamistischen Terroristen verschleppt worden war, ist nach Angaben des Komitees eine Zeugin, die über die von ihr selbst von anderen erlittenen Missbrauch berichtet. „Sie hat ungewöhnlichen Mut bewiesen, indem sie ihr eigenes Leiden geschildert und im Namen anderer Opfer gesprochen hat“, erklärte das fünfköpfige Nobelkomitee.
Mukwege habe sein Leben der Hilfe und Verteidigung der Opfer gewidmet. Jeder von ihnen habe in je eigener Weise geholfen, sexueller Gewalt in Kriegen größere Sichtbarkeit zu verschaffen, damit die Täter für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden können, hieß es weiter.
Murad wurde in Baden-Württemberg aufgenommen und setzt sich heute als UN-Sonderbotschafterin für die Rechte der Opfer von Menschenhandel ein. 2016 erhielt sie den Sacharow-Preis des Europaparlaments. Der Gynäkologe und Chirurg Mukwege betreut seit Jahren Frauen, die während des Bürgerkriegs in dem afrikanischen Land Opfer von Gruppenvergewaltigungen wurden. Er bekam 2014 den Sacharow-Preis. Im Kongo vergehe kaum ein Tag ohne menschliche Dramen, sagte der Arzt damals. Schwangeren Frauen werde der Bauch aufgeschlitzt, ihre ungeborenen Kinder würden zerstümmelt. Insgesamt seien im Kongo mehrere hunderttausend Frauen vergewaltigt worden.
Der Arzt Mukwege und die vom Vergewaltigungsopfer zur Aktivistin gewordene Murad stehen für den Kampf gegen eine weltweite Plage, die weit über einzelne bewaffnete Konflikte hinausreicht, wie die #MeToo-Bewegung gezeigt hat.
Bundesregierung begrüßt Nobelpreis-Vergabe
Die Bundesregierung hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an den kongolesischen Arzt Denis Mukwege und die irakische Jesidin Nadia Murad begrüßt. "Es sind zwei großartige Preisträger, die beide für sich für den Schrei nach Menschlichkeit stehen inmitten unvorstellbarer Grausamkeiten die Menschen anderen Menschen antun", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin.
Seibert erinnerte daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Murad 2016 ein ausführliches Gespräch im Bundeskanzleramt geführt habe. Die Jesidin aus dem Nordirak und Sonderbotschafterin der UN, die durch die Extremistengruppe IS 18 Familienangehörige verloren habe und selbst monatelang gefangengehalten wurde, widme sich der Aufgabe, anderen Menschen von den Schrecken ihres Volkes zu berichten. "Wir alle schulden ihr Dank, dass sie das tut und dass sie damit Aufmerksamkeit für Menschen schafft, deren Stimme sonst nicht gehört würde", sagte Seibert. Dies gelte auch für den Arzt Mukwege, der sich den Opfern sexualisierter Gewalt annehme und mit dazu beitrage, dass Täter vor Gericht gestellt würden.
Experten hatten sich im Vorfeld schwer getan, einen Nobelpreisträger vorherzusagen, weil sie laufende Friedensprozesse etwa auf der koreanischen Halbinsel für zu instabil hielten. Kurz vor der Bekanntgabe waren die Namen von Mukwege und Murad aber immer höher gehandelt worden - auch als Würdigung für die #metoo-Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Die Jury würdigte mit dem Preis zudem den zehnten Jahrestag der UN-Resolution für Frieden und Sicherheit von Frauen, in der sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen anerkannt wird.
Die Arbeit von Mukwege und Murad erfülle genau die Kriterien, die Alfred Nobel in seinem Testament für den Friedenspreis festgelegt habe, erklärte das Komitee. „Eine friedlichere Welt kann nur erreicht werden, wenn Frauen, ihre Grundrechte und Sicherheit im Krieg anerkannt und geschützt werden.“ Mukwege und Murad hätten ihre eigene Sicherheit gefährdet, indem sie mutig Kriegsverbrechen bekämpft und Gerechtigkeit für die Opfer gesucht hätten.
Insgesamt konnte die fünfköpfige norwegische Jury in diesem Jahr zwischen 216 Personen und 115 Organisationen wählen. Der mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis wird als einzige der renommierten Auszeichnungen nicht in Stockholm, sondern in Oslo vergeben. Hier wird der Preis am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel, auch überreicht. Vergangenes Jahr ging er an die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung. (dpa/KNA/EPD/AFP/Reuters)
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