Angela Merkel ist es nicht: Friedensnobelpreis 2015 geht an Tunesien-Vermittler
Das nationale Dialogquartett in Tunesien wird in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Dies teilte die Jury in Oslo mit.
Das nationale Dialogquartett in Tunesien erhält in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Der Preis werde für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings und der tunesischen Jasmin-Revolution 2011 vergeben, wie die Vorsitzende des Nobelkomitees, Kaci Kullmann Five, am Freitag in Oslo sagte. Das Quartett habe einen alternativen friedlichen politischen Prozess angestoßen, als das Land am Rand einer Bürgerkrieges stand.
Nobelpreis soll allen Tunesiern Mut machen
Das Komitee verstehe den Nobelpreis auch als Ermutigung für das tunesische Volk. Das "Quartett für den nationalen Dialog“ besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem tunesischen Arbeitgeberverband (UTICA), der tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer.
Bundeskanzlerin Angela Merkel galt manchen als Favoritin
In diesem Jahr waren dem norwegischen Nobelkomitee zufolge 227 Personen und 49 Organisationen für den Preis vorgeschlagen. Zu den Favoriten hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gezählt. Experten rechneten ihr Chancen zu, weil sie durch die Aufnahme zehntausender Flüchtlinge in Deutschland "moralische Führungsstärke" zeige.
Als aussichtsreiche Anwärter galten auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der eritreische Priester und Flüchtlingshelfer Mussie Zerai. Genannt worden waren zudem die kolumbianische Regierung und die linken Farc-Rebellen sowie die russische Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta". 2014 hatten sich die damals erst 17 Jahre alte Malala Yousafzai aus Pakistan und der Inder Kailash Satyarthi den Preis für ihren Kampf für Kinderrechte geteilt.
Überreicht werden alle Preise am 10. Dezember
Der Friedensnobelpreis ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (etwa 850.000 Euro) dotiert und wird - anders als die anderen Nobelpreise - nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo bekanntgegeben. Überreicht werden alle Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.
Er hielt in seinem Testament fest, dass sein Nachlass die finanzielle Grundlage für fünf internationale Preise in den Sparten Physik, Chemie, Literatur, Medizin und Frieden werden solle. 1968 wurde in Erinnerung an Nobel zudem ein Wirtschaftspreis ins Leben gerufen. Der Friedenspreis soll, so Nobels Letzter Wille, an den verliehen werden, der die beste Arbeit für mehr Brüderlichkeit zwischen Nationen geleistet hat, das Militär abgeschafft oder Friedenskongresse veranstaltet hat.
Sven Lemkemeyer