Bundesvorsitzende: Frauke Petry kündigt Austritt aus der AfD an
AfD-Chefin Petry kehrt der AfD den Rücken. Als Fraktionschefin in Sachsen tritt sie zurück. Auch ihr Ehemann Marcus Pretzell will die Partei verlassen.
Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry wird aus ihrer Partei austreten. "Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird", sagte sie am Dienstag in Dresden, allerdings ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen, wie die Nachrichtenagentur dpa meldete. Ihr Ko-Chef Jörg Meuthen und Spitzenkandidatin Alice Weidel hatten ihr diesen Schritt zuvor nahegelegt. Die Frage, ob sie eine neue Partei gründen wolle, ließ Petry unbeantwortet.
Petrys Ehemann Marcus Pretzell derweil will Petry bei ihrem Schritt offenbar folgen. Er bestätigte auf Anfrage der "taz", dass er Partei und Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen in der kommenden Woche verlassen werde. Pretzell ist bisher Vorsitzender der AfD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag.
Petry hatte noch an einer Sitzung der von ihr geführten sächsischen AfD-Landtagsfraktion teilgenommen - in der sie aber ebenfalls auf zunehmenden Widerstand gestoßen war. Sie hatte auch dort angekündigt, noch im Verlauf des Dienstags ihr Amt als Fraktionsvorsitzende abzugeben. Neun der 14 sächsischen AfD-Landtagsabgeordneten sprachen Petry am Montag ihr Misstrauen aus, nachdem diese erklärt hatte, der neuen AfD-Bundestagsfraktion nicht angehören zu wollen. Am Dienstag dann wurde nach Tagesspiegel-Informationen in der sächsischen AfD-Landtagsfraktion abgestimmt, ob Petry überhaupt an der Sitzung teilnehmen darf.
"Wir hätten auch einen blauen Besen in die Ecke stellen können"
Mit Petry würden auch der Parlamentarische Geschäftsführer Uwe Wurlitzer - zugleich Generalsekretär der Sachsen-AfD - und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kirsten Muster ihre Ämter in der Fraktion "mit Ablauf des heutigen Tages" aufgeben, sagte Petry. Alle drei wollten aber zunächst fraktionslose Abgeordnete im Landtag bleiben.
Die 42-Jährige Petry hatte bei der Bundestagswahl am Sonntag ihr Direktmandat im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge gewonnen. Sie kam auf 37,4 Prozent der Erststimmen - das beste Resultat in Sachsen überhaupt. Mehrere Abgeordnete der sächsischen AfD-Landesgruppe waren unmittelbar danach auf Distanz zu Petry gegangen. Auf einer Pressekonferenz in Leipzig erklärte der Dresdner Bundestagsabgeordnete Jens Maier, der Erfolg im Wahlkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge habe nichts mit Petry zu tun. "Da ist eine Region, da hätte man einen blauen Besen in die Ecke stellen können und zum Direktkandidaten machen können. Das wäre ähnlich ausgegangen."
Im Bundestag kam die neue AfD-Fraktion zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Aus Teilnehmerkreisen hieß es, bis auf Petry seien alle 94 AfD-Abgeordneten erschienen. Auf die Frage, ob er mit weiteren "Abtrünnigen" rechne, sagte Spitzenkandidat Alexander Gauland am Dienstag vor Sitzungsbeginn in Berlin: "Ich hoffe nicht." (mit dpa)
Matthias Meisner