Nach Parteiaustritt: Frauke Petry beklagt "Hexenjagd" in der AfD
Ihre Anhänger würden im Netz "regelrecht verfolgt", sagt die Ex-Parteichefin. Sie hegt Pläne zur Gründung einer Partei - und äußert sich zum Islam.
Nach ihrem Parteiaustritt hat die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry eine "Hexenjagd" in ihrer einstigen Partei beklagt. Wer als ihr Anhänger gelte, "wird wie ein Verräter behandelt und in den sozialen Netzwerken regelrecht verfolgt", sagte Petry der "Welt am Sonntag". Wegen der fortwährenden Angriffe auf ihre eigene Person sei es ihr auch nicht möglich gewesen, nach der Wahl noch in der neuen AfD-Bundestagsfraktion mitzuarbeiten und sich erst später gegebenenfalls abzuwenden.
"Man hätte, wenn ich dabeigeblieben wäre, nicht aufgehört mich zu demontieren", sagte Petry. Anders als andere Parteien gebe sich die AfD nicht damit zufrieden, "Leute auf bestimmten Posten zu verhindern und dann anderswo zu parken. Nein, in der AfD wird sehr gründlich entsorgt." Sie habe sich "in der Öffentlichkeit nicht noch weiter diskreditieren lassen" können.
"Ich brauche Glaubwürdigkeit, wenn ich weiterhin Politik machen will, und deshalb konnte ich nicht länger zusehen, wie ich aus der AfD heraus beschädigt werde", sagte Petry. Als Beispiel für gegen sie gerichtete Intrigen führte sie an, dass von ihren Gegnern kolportiert worden sei, sie habe die alleinige Spitzenkandidatur haben wollen. Dieses Gerücht sei gestreut worden, um sie zu diskreditieren - in Wahrheit habe Partei-Vize Alexander Gauland von Anfang an Spitzenkandidat werden wollen.
Die Alternative für Deutschland war als drittstärkste Kraft in den Bundestag eingezogen. Petry hatte einen Tag nach dem Wahlerfolg ihren Austritt aus der Bundestagsfraktion bekanntgegeben, am Freitag trat sie aus der Partei aus. Bezüglich ihrer neuen politischen Pläne sagte Petry, sie wolle im sächsischen Landtag und auch im Bundestag eine Gruppe aus mehreren Abgeordneten bilden. Dabei strebe sie aber "keinen Exodus aus der AfD an" und werde "nicht versuchen, die AfD gezielt zu entkernen".
Unmittelbar nach dem Austritt Petrys hatte es auch Spekulationen über die Gründung einer neuen Partei gegeben, die Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell, der ebenfalls die AfD verlassen hatte, auch befeuert hatten. Auf die Frage, ob sie nun im Bundestag eine Gruppe bilden wolle und dann eine Partei, antwortete Petry mit „Ja“. Sie wolle künftig „Realpolitik mit klarer marktwirtschaftlicher Ausrichtung“ betreiben, dafür sei die Klientel außerhalb der AfD deutlich größer. „Es geht um ein politisches Projekt auf Zeit.“
AfD-Chef Jörg Meuthen zeigte sich unbeeindruckt von Petrys Plänen. "Es wird ausgehen wie beim letzten Mal", sagte er der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" mit Bezug auf die Abkehr von AfD-Gründer Bernd Lucke. "Wer sich abspaltet, wird wie Herr Lucke und seine Getreuen in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken." Für eine drohende Abwanderung von Petry-Anhängern aus der AfD sieht Meuthen keine Anzeichen. Wenn er diese durchzähle, komme er auf "gerade mal zwei Hände voll".
"Politischer Islam ist kulturell inkompatibel"
Rechtsradikalen Kräften aus der AfD will Petry keine politische Heimat bieten, wie sie betont - „unter anderem durch unsere außenpolitischen Überzeugungen, mit einem klaren Bekenntnis zu Israel“. Das sei „ein Stoppschild“. Anders als offenbar für den AfD-Fraktionschef Alexander Gauland sei die Sicherheit Israels für sie Teil der deutschen Staatsräson.
Petry äußerte sich auch differenziert zum Islam. Viele Muslime hierzulande können aus ihrer Sicht Deutschland als ihre Heimat betrachten. „Solange sie vollständig akzeptieren, dass ihre Religiosität reine Privatsache ist und sich daraus keine politischen Ansprüche ableiten lassen, werden sie Deutschland, wie viele andere Zuwanderer auch, zu ihrer Heimat machen können“, sagte Petry. „Der politische Islam ist hingegen kulturell inkompatibel mit unserer Gesellschaft.“ In Deutschland lebten Ende 2015 schätzungsweise gut 4,5 Millionen Muslime. (Tsp, AFP, dpa)