Festnahme in Dschibuti: Französischer Islamist festgenommen
Vier Jahre nach dem Attentat auf "Charlie Hebdo" wurde der Islamist Peter Cherif festgenommen, der in enger Verbindung zu den Attentätern gestanden hatte.
Knapp vier Jahre nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ ist der weltweit gesuchte Islamist Peter Cherif in Dschibuti festgenommen worden. Nach französischen Medienberichten erfolgte die Festnahme in dem ostafrikanischen Land am vergangenen Sonntag. Der auch unter dem Pseudonym Abou Hamza bekannte Islamist hatte enge Kontakte zu den Brüdern Kouachi, die das Attentat auf die Pariser Redaktion von „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 verübt hatten. Bei dem Anschlag starben zwölf Menschen.
Laut einem Bericht des Radiosenders „Franceinfo“ befindet sich Cherif in Dschibuti in Polizeigewahrsam und soll demnächst nach Frankreich gebracht werden. Der 36-Jährige stand seit den 1990er Jahren in Kontakt zu den Brüdern Kouachi. Die jungen Männer hatten sich im Pariser Stadtviertel Buttes-Chaumont kennengelernt. In dem Stadtviertel war zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts ein islamistisches Netzwerk entstanden.
Cherif wird verdächtigt, seinerzeit den Auftrag für das Attentat auf „Charlie Hebdo“ gegeben zu haben. Nach Angaben der Zeitung „Le Monde“ dürfte seine Auslieferung nach Frankreich einige Zeit in Anspruch nehmen, weil bislang noch kein Justizverfahren gegen den 36-Jährigen in Gang gekommen ist. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat einen Prozess gegen 14 Personen beantragt, denen eine Unterstützung bei der Terrorserie vom Januar 2015 zur Last gelegt wird. Der in Dschibuti festgenommene Cherif ist nicht darunter.
Neben den zwölf Menschen, die beim Anschlag auf „Charlie Hebdo“ getötet wurden, waren seinerzeit fünf weitere Todesopfer bei einem Attentat im Pariser Vorort Montrouge und einem Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt im Januar zu beklagen. Die Attentäter – die Brüder Kouachi und der Islamist Amédy Coulibaly – wurden seinerzeit von Polizisten getötet.
Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly bezeichnete die Festnahme von Cherif als eine „sehr gute Nachricht“. Cherif habe „eine wichtige Rolle bei der Organisation des Attentats auf Charlie Hebdo“ gespielt, sagte die Ministerin weiter. Die Festnahme zeige, dass „der Kampf gegen den Terrorismus eine Aktion mit langem Atem“ sei.
Die Festnahme von Cherif in Dschibuti ist für die Ermittler in Frankreich insofern von Bedeutung, als die Radikalisierung des heute 36-Jährigen knapp zwei Jahrzehnte zurückreicht. Das islamistische Netzwerk im Pariser Viertel Buttes-Chaumont, dem er angehörte, schickte bis zum Jahr 2005 junge Männer aus Frankreich als Dschihadisten in den Irakkrieg.
Cherif, der 1982 in Frankreich geboren wurde, war im Alter von 14 Jahren nach dem tödlichen Autounfall seines Vaters zum Halbwaisen geworden. Er fiel zunächst als Kleinkrimineller beim Handel mit Drogen und Waffen auf, bevor er sich zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts radikalisierte. Im Jahr 2004 schloss er sich kurz nach Beginn der US-Militäroperation im Irak der dortigen Terrororganisation Al Qaida an. Nach seiner Festnahme in Falludscha Ende 2004 wurde er in Bagdad zu einer 15-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. 2007 gelang es ihm, aus der Haft zu entkommen und sich nach Syrien abzusetzen.
In Syrien wurde Cherif 2008 erneut festgenommen und an Frankreich ausgeliefert. In seinem Geburtsland kam er zunächst 18 Monate in Haft. Als anschließend ein Prozess gegen ihn begann, befand er sich allerdings bereits wieder auf freiem Fuß. Anfangs nahm er noch an den Anhörungen teil. Doch 2011 flüchtete er nach Jemen, wo er sich erneut der Terrorgruppe Al Qaida anschloss.
Frankreichs Anti-Terror-Ermittler erhoffen sich nun wegen der langjährigen radikalislamistischen Verwicklung Cherifs neue Hinweise von dem 36-Jährigen. Aber auch die US-Behörden haben Interesse an dem Festgenommenen. Seit September 2015 steht Cherif auf einer schwarzen Liste von Terrorverdächtigen, die vom US-Außenministerium geführt wird.