Frankreich: Franzosen wollen nicht, dass Brigitte Macron zur First Lady befördert wird
Emmanuel Macron will seiner Frau einen besonderen Status als First Lady verschaffen. Eine Petition dagegen zählt bereits 160.000 Unterschriften.
Im Wahlkampf stand Brigitte Macron immer an der Seite ihres Mannes Emmanuel Macron im Rampenlicht. Im Elyséepalast möchte ihr Mann dieser deshalb den Status verschaffen, den es in Frankreich bisher nicht gab: einen offiziellen Titel der Prèmiere Dame. Der Präsident weiß, dass er im Doppelpack den Elyséepalast erobert hat. Mehr als jede andere Präsidentengattin vor ihr, ist Brigitte für den Triumph ihres Mannes mit verantwortlich. Ohne sie wäre er nicht da, wo er jetzt ist, sagte er mal selbst. Deshalb will Macron ihre Position aufwerten.
Doch dabei hat er nicht mit dem Widerstand der Franzosen gerechnet. Eine Petition im Internet „Gegen den Status der First Lady für Brigitte Macron“ wurde vor zwei Wochen ins Leben gerufen und sie hat schon rund 160.000 Unterzeichner, die meisten davon in den vergangenen Tagen. Die Petition wurde auf change.org von Thierry Paul Valette lanciert, einem Autor, Journalisten und Maler, der hofft auf 500.000 Unterschriften zu kommen. Der Aufruf, die Petition zu unterschreiben, kursiert seitdem in den sozialen Netzwerken. Darin wird angeprangert, dass Brigitte Macron einen eigenen Mitarbeiterstab und Vorteile bekommen soll, die teuer werden können. Kritisiert wird, dass überall gespart werden soll, nur nicht beim Präsidenten selbst. Gleiches Recht für alle, verlangt Valette und betont: „Frankreich ist doch nicht USA.“
Auch Umfragen bestätigen die Abneigung gegenüber einer echten First Lady. Laut einer Umfrage von Ifop sind 69 Prozent der Franzosen gegen einen Sonderstatus der Präsidentengattin. Das hat nichts mit dem Image von Brigitte Macron zu tun, von der rund die Hälfte der Franzosen ein positives Bild hat. Doch bisher galt es in Frankreich als normal, dass die First Lady keinen eigenen Status hat, weil sie nicht demokratisch gewählt wurde.
Sie soll ein eigenes Budget bekommen
Die Ablehnung der Franzosen beruht auch darauf, dass Macron das neue Moralisierungsgesetz ins Leben rief, das Parlamentariern verbietet, Familienangehörige als Assistenten anzustellen. Warum also sollte der Präsident seine Familie profitieren lassen? Stark kritisiert wurde eine neue Rolle der First Lady in Frankreich deshalb auch in der Opposition im Parlament von den Linken der Partei La France Insoumise des Eiferers Jean-Luc Mélenchon sowie von den Sozialisten.
Für Macron ist es unvorstellbar, dass seine Frau nicht eine ebenso starke Rolle in seinem Alltag spielt, wie es während des Wahlkampfes der Fall war, in dem sie seine Reden korrigierte und ihn bei jeder Veranstaltung anspornte. Deshalb hat er ein Team von Juristen daran gesetzt, einen Text zu ihrem Status zu erarbeiten. Er will sie nicht nur auf ein dekoratives Objekt an seiner Seite reduzieren. Doch so war das in Frankreich bisher üblich. Die Frau war bei Staatsbesuchen dabei und engagierte sich in humanitären Angelegenheiten, hatte aber sonst zu schweigen, was sicherlich nicht Brigittes Stil ist.
Was in den USA schon 1978 unter Jimmy Carter eingeführt wurde, eine offizielle First Lady mit einem größeren Mitarbeiterstab, war in Frankreich bisher gar nicht im Gespräch, wie es auch in Großbritannien und Deutschland keine offizielle Funktion gibt. Alle Damen hatten sich in Frankreich in die Rolle eingefügt, sogar Bernadette Chirac, die selbst Politikerin war oder Carla Bruni, die als Model daran gewöhnt war, im Mittelpunkt zu stehen.
Erst seit der glamourösen Bruni spricht man in Frankreich überhaupt von First Lady, vorher hieß es immer nur die „Präsidentengattin“. Valérie Trierweiler, Ex-Freundin von François Hollande, wurde scherzhaft First Girlfriend genannt, weil sie nicht verheiratet waren. Immerhin hatte die Präsidentengattin schon immer ein kleines Büro und ein Sekretariat im Elyséepalast für die Korrespondenz, was nach Schätzungen schon 450000 Euro im Jahr vom Budget des Elyséepalast verschlang. Macron dagegen setzt sich dafür ein, dass sie zusammen mit dem offiziellen juristischen Status nun auch ein eigenes Budget bekommt. Er sieht Brigitte, die überall schon als Stilikone gilt, in einer wichtigen Position wie die als First Lady zuvor einflussreiche Michelle Obama. Tanja Kuchenbecker