Casdorffs Agenda: Franziska Giffey - das Gegenteil von kühl-professionell
Die Familienministerin wurde als "Aufsteigerin des Jahres" geehrt. Zwei SPD-Politikern könnte sie bald gefährlich werden. Ein Kommentar.
„Aufsteigerin des Jahres“ ist: Doktor Franziska Giffey. Die Familienministerin wird geehrt für Arbeit und Aufstieg im vergangenen Jahr. Aber wer Sigmar Gabriel, ihrem Laudator, folgt, der kann den Titel auf dieses Jahr gleich mitübertragen. Denn der frühere SPD-Chef, der gerade sehr an und mit seiner Partei leidet, lobt Giffey in einer Weise, dass nicht nur ihr die Ohren klingen werden.
„Neu und ungewöhnlich im Berliner Politikbetrieb“ nennt Gabriel sie, weil Giffey nicht abgehoben wirke, nicht überakademisiert, ihr Stil nicht steril, vielmehr von Lebenserfahrung getragen. „Es ist schlicht und ergreifend ihr inneres Verständnis, dass sich Politik darum zu kümmern hat, dass das Leben von Menschen gelingen kann.“
Ja, auf diese Idee kann man kommen. Die Qualität der Kitas erhöhen, Familien stärken, die Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen verbessern – das alles ist nicht kühl-professionell, nicht ohne leidenschaftliche Zuversicht. Sondern ganz im Gegenteil.
Das werden die Menschen merken und ihr vertrauen, sagt Gabriel, „als Mensch, als Sozialdemokratin, als Bundesministerin und als jemand, der für diese Stadt und für das ganze Land Führungsverantwortung übernehmen kann und wird“. Übernehmen kann und wird…
Bleibt die Frage: von wem? Da könnten gleich zwei Sozialdemokraten die Ohren klingen – SPD-Chefin Andrea Nahles und Berlins Regiermeister Michael Müller. Diese beide werden nicht als „Aufsteiger des Jahres“ geehrt.
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