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Abhängig. Britisch Fischer brauchen den Handel mit der EU.
© dpa

Frankreich setzt britischen Kutter fest: Fischereistreit im Ärmelkanal eskaliert

Zoff um Fangrechte: Frankreich will seine Häfen für Schiffe der Briten sperren. Das französisch-britische Verhältnis ist am Gefrierpunkt angelangt.

Nach monatelangem Streit um Fischereirechte hat die französische Küstenwache in der Nacht zum Donnerstag einen britischen Muschelkutter zur Landung in Le Havre gezwungen. Ein weiteres Boot wurde verwarnt. Von kommender Woche an würden nicht nur die Kontrollen verschärft, sondern auch Häfen für britische Kutter gesperrt, kündigte Paris an. Londons Fischereiminister George Eustice nannte die Maßnahmen „enttäuschend und unverhältnismäßig“.

Die Fangquoten in den artenreichen Gewässern von Nordatlantik und Nordsee gehörten bis zuletzt zu den am heftigsten umstrittenen Themen der Brexit-Verhandlungen. Der Kompromiss vor dem endgültigen Austritt aus Binnenmarkt und Zollunion zu Jahresbeginn lautete: Die EU-Fischer geben schrittweise über fünfeinhalb Jahre ein Viertel des Wertes ihrer bisherigen Fänge in britischen Gewässern auf.

Zudem müssen sie jährlich in London und bei den teil-autonomen Kanalinseln Jersey und Guernsey um Lizenzen nachsuchen, sodass sie weiterhin in der Zwölf-Seemeilen-Zone arbeiten können. Umgekehrt erhalten britische Fischer Zugang zu den Muschelbänken vor Frankreich. Die individuellen Boote mussten dafür nachweisen, dass sie seit mehreren Jahren im Kanal aktiv gewesen waren.

In den vergangenen Monaten wurden die Klagen aus Paris immer lauter, die Briten würden sich nicht an die Vereinbarung halten. Während London behauptet, man habe bereits 98 Prozent der beantragten Genehmigungen erteilt, spricht die französische Fischereiministerin Annick Girardin von einer „falschen Zahl“: Es fehlten rund zehn Prozent der Lizenzen, „und natürlich geht es um französische Boote“.

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Regierungssprecher Gabriel Attal erklärte am Mittwoch, Paris werde nicht zulassen, dass London „die Brexit-Vereinbarung mit Füßen tritt“. Von kommender Woche an sollen deshalb über die Fischerei hinaus auch die Kontrollen im Güterverkehr zwischen beiden Staaten verschärft werden. Den Worten folgten noch am gleichen Tag Taten, seither liegt das Schiff „Cornelis Gert Jan“ in Le Havre fest.

Am Gefrierpunkt

Offenbar konnte die Crew der Küstenwache ihre eigentlich bestehende Genehmigung zum Fischen in französischen Gewässern nicht nachweisen, berichtete Juliette Hatchman vom Fachverband SWFPO der BBC. Der Kutter gehört der schottischen Firma Macduff Shellfish; deren Geschäftsführer Andrew Brown bezeichnete sein Boot als „Bauernopfer“ im Streit zwischen den Nachbarn.

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Tatsächlich verharrt das französisch-britische Verhältnis derzeit nahe dem Gefrierpunkt. Premierminister Boris Johnson nahm dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron Ende vergangenen Jahres übel, dass dieser mitten in der Corona-Pandemie wegen der hochinfektiösen Delta-Variante kurzzeitig die Grenze sperren ließ und damit kilometerlange Lastwagenschlagen vor den englischen Kanalhäfen verursachte.

Umgekehrt sorgt das Sicherheitsabkommen Aukus zwischen den USA, Australien und Großbritannien in Paris weiterhin für Empörung. Paris fühlt sich hintergangen.

Im Fischereistreit glaubt sich Paris am längeren Hebel. Tatsächlich bleiben die 8000 Berufsfischer auf der Insel und die Küstengemeinden, in denen sie beheimatet sind, stark vom Handel mit dem Kontinent abhängig. Von ihren jährlich angelandeten rund 450 000 Tonnen Fisch wurden bisher 70 Prozent entweder frisch oder als Konserve in die EU exportiert, davon knapp die Hälfte nach Frankreich.

Die durch den Brexit entstandenen Handelshindernisse haben das lukrative Geschäft schon bisher empfindlich gestört. Härtere Kontrollen am Nadelöhr zwischen Dover und Calais könnten ihm den Garaus machen.

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