Britisches BIP sinkt um 4 Prozent: Brexit trifft Briten noch härter als Corona
Laut einer Aufsichtsbehörde wird Großbritannien den EU-Austritt stärker spüren als die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Hauptgrund sind Steuern.
Der Brexit wird nach Einschätzung einer unabhängigen britischen Behörde deutlich schlimmere Folgen für die Wirtschaft des Landes als die Pandemie haben. Um etwa 4 Prozent werde der EU-Austritt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringern, sagte der Chef der Aufsichtsbehörde Office for Budget Responsibility (OBR), Richard Hughes, in einem in der Nacht zu Donnerstag ausgestrahlten Gespräch in der BBC. Die Pandemie senke das BIP um weitere 2 Prozent.
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„Langfristig ist es so, dass der Brexit größere Auswirkungen als die Pandemie haben wird“, sagte Hughes. In ihrem jüngsten Bericht hatte das Beratungsgremium betont, dass Versorgungsengpässe aufgrund der schärferen Einwanderungsregeln sowie mehr Zöllen und Bürokratie die Lage in Großbritannien seit dem Brexit verschärft hätten.
Am Mittwoch hatte Finanzminister Rishi Sunak seinen Haushalt vorgestellt. Er kündigte darin Milliardenhilfen für zahlreiche Branchen ebenso wie Steuererhöhungen an.
Das OBR warnte daraufhin, die Lebenshaltungskosten könnten so schnell wie seit 30 Jahren nicht mehr zulegen, und die Inflation könnte auf 5 Prozent steigen. Die „Times“ nannte Sunaks Steuererhöhungen „immens“. Das Boulevardblatt „Sun“ kritisierte eine „Epidemie der Regierungsausgaben“.
Sunak hatte ein positives Bild gezeichnet. Er kündigte an, die britische Wirtschaft werde 2022 das Vor-Corona-Niveau erreichen und rechnet mit einem Wachstum von 6,5 Prozent in diesem und 6 Prozent im kommenden Jahr. (dpa)