Berichte über Gefechte: Feuerpause im Jemen offenbar brüchig
Die Bevölkerung im Jemen leidet unter den Kämpfen. Fünf Tage lang sollen jetzt in dem südarabischen Land die Waffen schweigen. Doch schon liegen Berichte über neue Gefechte vor.
Die humanitäre Feuerpause im Jemen wird offensichtlich gebrochen. Die arabischen Nachrichtensender Al Arabija und Al Dschasira berichteten am frühen Mittwochmorgen von Gefechten an verschiedenen Orten nach Beginn der Waffenruhe. Die Feuerpause war am späten Dienstagabend (22.00 Uhr MESZ) in Kraft getreten und sollte fünf Tage dauern. Die vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen war von Saudi-Arabien Ende vergangener Woche angekündigt worden. Die schiitischen Houthi-Rebellen hatten sich zur Einhaltung der Waffenruhe bereiterklärt.
Houthi-Rebellen kämpfen gegen Truppen des Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi
In dem südarabischen Land kämpfen Huthi-Rebellen gegen Anhänger des nach Riad geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Eine von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition bombardiert seit Ende März Stellungen und Waffenlager der Houthis. Nach UN-Angaben kamen seitdem 1500 Menschen ums Leben, unter ihnen mindestens 646 Zivilisten. Die Feuerpause soll vor allem dazu dienen, um Hilfslieferungen für die unter Krieg und Bombardierungen leidende Bevölkerung auf den Weg zu bringen.
Am Dienstag flog die saudische Luftwaffe praktisch bis zur letzten Minute vor der Waffenruhe schwere Angriffe auf Ziele in Sanaa, Tais und Ibb. Beim Bombardement eines Waffenlagers in der Hauptstadt Sanaa wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 19 Menschen getötet und 209 weitere verletzt. Die Huthi-kontrollierte Nachrichtenagentur Saba hatte von 90 Todesopfern gesprochen.
Der neue UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed traf in Sanaa ein
Gleichfalls am Dienstag traf der neue UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed, in Sanaa ein. Der mauretanische Diplomat wolle mit Vertretern verschiedener Seiten, darunter mit jenen der Houthis, über eine Friedenslösung sprechen, erklärte ein UN-Sprecher in New York. Ahmed war im Vormonat ernannt worden, nachdem sein Vorgänger, der Marokkaner Jamal Benomar, zurückgetreten war.
Mehr als 80 Prozent der Lebensmittel müssen importiert werden
Internationale Hilfsorganisationen hoffen, dass sie endlich die notleidende Bevölkerung erreichen können. Zugleich betonen sie, dass fünf Tage nicht ausreichen würden und verlangen die permanente Einstellung aller
Kampfhandlungen und der von der saudischen Allianz verhängten Seeblockade. Mehr als 80 Prozent der im Jemen benötigten Lebensmittel müssen importiert werden, erklärte die britische Hilfsorganisation Oxfam. Schätzungsweise 16 Millionen Menschen, das sind 60 Prozent der Bevölkerung, sind derzeit von humanitärer Hilfe abhängig, teilte die UN-Ernährungsorganisation FAO mit. dpa
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