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Nach den Sprengstoffanschlägen ist die Stimmung in Dresden vor den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit angespannt.
© Sebastian Kahnert/dpa
Update

Tag der Deutschen Einheit in Dresden: Festungsbau für das Bürgerfest

In Dresden beginnt das Fest zum Tag der Deutschen Einheit. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm. Vier Kilometer Zäune und 1400 Betonblöcke wurden aufgebaut.

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen beginnen heute um 11. Uhr in Dresden die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Zunächst wird der Landtag für Besucher geöffnet. Am Nachmittag dann eröffnen Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) das Bürgerfest in der Innenstadt .

Seit Dienstagmittag ist Dresden im Ausnahmezustand, seitdem gilt die gesamte Innenstadt als Kontrollbereich. Polizeipräsident Kretzschmar hatte dessen Überwachung und Kontrollen nach den Anschlägen vom Montag auf die ganze Woche ausgedehnt.

Zu Spitzenzeiten sollen an diesem Wochenende 2600 Polizisten im Einsatz sein - darunter etwa 100 Wachpolizisten. Kretzschmar setzt auf sogenannte Interventionsteams, die mit Maschinenpistolen und Schutzausrüstung als schnelle Eingreiftruppe für den Ernstfall parat stehen.

Am Donnerstagnachmittag stießen Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes neben der Marienbrücke auf eine Sprengsatz-Attrappe. Die Sicherheitsleute fanden eine Plastiktüte an einem der Brückenpfeiler, die Gläser enthielt, aus denen mehrere Drähte ragten, teilte die Dresdner Polizei mit. Spezialisten des Landeskriminalamts erkannten den Apparat als eine Attrappe, die nicht funktionsfähig war. Ob dieser Fund im Zusammenhang mit den Anschlägen vom Montagabend steht, prüft die Polizei noch. Es könnte sich auch um Trittbrettfahrer handeln. Der Fundort in Dresden-Friedrichstadt ist nicht weit entfernt vom Congress Center (ICC), wo am Montag eine der Bomben explodierte.

Für die drei Festtage zur Feier der Deutschen Einheit von Sonnabend bis Montag rechnet Dresden mit 750.000 Gästen. 100 Hektar Stadtraum sind als Einsatzgebiet eingekreist. Um das Bürgerfest abzusichern, zieht die Polizei fast vier Kilometer Gitterzäune als Sperrlinie durch die Innenstadt.

Die Attentate von Nizza prägen die Sorge - und die Sicherheitsvorbereitungen

1.400 riesige Betonsteine – Kretzschmar nennt sie „Nizza-Blocker“ – sollen Fahrzeuge vom bunten Treiben fernhalten und ein Attentat wie an der Promenade von Nizza am französischen Nationalfeiertag ausschließen. Trotz der einem modernen Festungsbau gleichenden Sicherheitsmaßnahmen sei die Haltung der Dresdner zum Einheitsfest „überwiegend von Vorfreude geprägt“, betont Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).

"Nizza-Blocker" nennt der Polizeichef die Betonblöcke, die überall in Dresden eine Barriere gegen mögliche Attentäter mit Fahrzeugen bilden sollen.
"Nizza-Blocker" nennt der Polizeichef die Betonblöcke, die überall in Dresden eine Barriere gegen mögliche Attentäter mit Fahrzeugen bilden sollen.
© Sebastian Kahnert/dpa

Erste Touristen haben nach den beiden Sprengstoffanschlägen allerdings ihre Reise in die sächsische Landeshauptstadt storniert. Vor allem in den Innenstadthotels seien die Absagen für das bevorstehende Wochenende erheblich, berichtet die „Sächsische Zeitung“. Die Hotelallianz sprach für einige Häuser von „heftigen Größenordnungen“, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. Ursprünglich waren die Dresdner Hotels zu den Feierlichkeiten vom 1. bis 3. Oktober nahezu komplett ausgebucht.

Im ICC lädt am Montagnachmittag Bundespräsident Joachim Gauck zu einem Bürgerempfang, nachdem er sich sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen, am Gottesdienst in der Frauenkirche und am Festakt in der Semperoper teilgenommen haben wird. Erwartet werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch die Ministerpräsidenten der Bundesländer und Vertreter der Landtage.

Ebenfalls am Nachmittag gibt Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) die Ratspräsidentschaft weiter an die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD). Der symbolische Amtswechsel wird im Zelt des Bundesrats auf dem Altmarkt vollzogen. Dreyer wird am 14. Oktober 2016 zur neuen Bundesratspräsidentin gewählt.

Ministerpräsident Tillich wollte Dresden vor allem als modern, gastfreundlich und innovativ präsentieren

Für Tillich sind die Einheitsfeiern der Höhepunkt seiner Bundesratspräsidentschaft – es böte sich die Gelegenheit, das zuletzt so verdüsterte Image des Freistaats wieder aufzuhellen. An den drei Feiertagen wolle er „neue Brücken in die Welt“ bauen, sagt Tillich. Und er will Sachsen als ein „modernes, gastfreundliches und innovatives Bundesland im Herzen Europas“ präsentieren. Noch am Montag hatte er erklärt, er werde sich das Fest nicht „von irgendwelchen Minderheiten“ vermiesen lassen. Dann explodierten die beiden Bomben. Über Täter und Motiv ist noch nichts bekannt.

Demonstrationen sollen trotz der angespannten Lage am Einheitstag nicht eingeschränkt werden. Polizeipräsident Kretzschmar geht davon aus, „dass wir das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gewährleisten können“. Angekündigt sind eine Demo der Linken mit 1000 Teilnehmern und die montägliche Pegida-Kundgebung mit 2.500 bis 3.000 Anhängern. Eine Gruppe um die Ex-Pegida-Aktivistin Tatjana Festerling wird wohl mit 200 Leuten demonstrieren. (mit epd)

Christine Keilholz

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