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Rückenschmerzen - 85 Prozent der Menschen leiden im Lauf ihres Lebens irgendwann daran. Doch die Versorgung im Krankenhaus ist nicht immer sinnvoll oder notwendig.
© Arno Burgi/dpa

Krankenhausreport: Fehlversorgung bei Rückenproblemen

Rückenschmerzen gehören zu den Krankheiten, die die höchsten Kosten verursachen. Immer mehr Patienten suchen Hilfe in Kliniken. Doch der Anteil an Fehlversorgungen ist hoch.

Die Zahl der Krankenhausfälle wegen Rückenproblemen hat sich zwischen 2006 und 2014 fast verdoppelt. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Krankenhausreport 2015 der Barmer hervor. Dabei beklagt die Kasse eine „deutliche Fehlversorgung“. So fänden bei gut einem Drittel der Patienten im Krankenhaus weder eine Operation noch eine Schmerztherapie, sondern überwiegend bildgebende Diagnostik statt. „Kreuzschmerz-Patienten sollten im Krankenhaus auch tatsächlich eine Behandlung erhalten, ansonsten gehören sie dort nicht hin“, erklärte der Barmer-Vorstand Christoph Straub.

Laut Report leiden 85 Prozent der Bevölkerung in Deutschland irgendwann im Leben an Rückenschmerzen. Sie gelten aufgrund der hohen indirekten Kosten von rund sieben Milliarden Euro als eine der teuersten Erkrankungen. Rund 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage und 18 Prozent der Frühverrentungen gehen demnach hierauf zurück. Straub forderte eine möglichst frühe Behandlung, um chronische Schmerzen zu verhindern, sowie eine fachübergreifende Versorgung durch niedergelassene Ärzte.

Viele Rückenpatienten hätten – nicht selten bis zu sieben Jahre lang – viele Stationen im Gesundheitswesen durchlaufen, bevor sie in der Klinik landeten, sagte Straub. Doch auch den bereits seit Längerem bekannten Trend immer zahlreicherer Rücken-OPs bestätigt der neue Report. So nahmen die Eingriffe an den Bandscheiben von 2006 bis 2014 um 12,2 Prozent zu – in steigendem Maß gefolgt von einer weiteren, zusätzlichen OP zur Versteifung der Wirbelsäule.

Mehr als doppelt so oft gab es auch spezielle Schmerztherapien mit Spritzen. Die Schmerzen sind danach oft aber nicht weg. Nach einer Patientenumfrage innerhalb des Reports ist nur jeder Zweite Operierte und jeder Vierte mit Schmerztherapie ohne Einschränkung mit dem Ergebnis zufrieden. Studienautorin Eva Maria Bitzer forderte die Ärzte auf, die Patienten vorher darüber aufzuklären, dass nicht unbedingt Schmerzfreiheit zu erwarten ist.

Für die Patienten sei es am wichtigsten, dass die Schmerzen nicht chronisch würden, sagte Barmer-GEK-Chef Straub. „Gerade weil offenbar ein Teil der Patienten durch das Gesundheitssystem irrt, ohne dass ihnen wirklich geholfen wird.“ Insgesamt kamen zuletzt wieder mehr Patienten ins Krankenhaus – aber im Schnitt kürzer. Die durchschnittliche Verweildauer nahm von 2006 bis 2014 um 12 Prozent auf 7,7 Tage ab. (KNA/dpa)

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