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Migrantenkinder lernen in einer Willkommensklasse an der Weidenhof-Grundschule. In den Großstädten stellen Schulkinder mit Migrationshintergrund mittlerweile eine knappe Mehrheit. In Frankfurt am Main hat nur noch jedes dritte Kind keinen Migrationshintergrund.
© DPA / Ralf Hirschberger

Bevölkerungsstruktur in Deutschland: Fast jeder Vierte hat einen Migrationshintergrund

Die Zahl der Menschen mit einem Migrationshintergrund in Deutschland ist 2017 um 4,4 Prozent auf 19,3 Millionen gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.

In Deutschland nimmt die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund zu. Wie das Statische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, lebten im vergangenen Jahr 19,3 Millionen Frauen, Männer und Kinder mit ausländischen Wurzeln in der Bundesrepublik, das sind 4,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung lag bei 23,6 Prozent. Ein Mensch hat einen Migrationshintergrund, wenn er selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.

Zuwanderung lässt Einwohnerzahl steigen

Ab 2015 ist die Gesamtbevölkerung von knapp 80 Millionen auf etwa 81,8 Millionen Menschen im Jahr 2017 gestiegen. 2005 war die Bevölkerung der Bundesrepublik noch von 82,5 Millionen auf 79,3 Millionen im Jahr 2011 zurückgegangen, seitdem aber wieder gewachsen. Zugleich sank seit 2005 der Anteil von Menschen ohne Migrationshintergrund von 66 Millionen auf 62,4 Millionen. Seit Anfang der 1970er Jahre überwiegt die Anzahl der Sterbefälle die der Geburten. Die Bundesrepublik war damit das erste Land weltweit in dem in Friedenszeiten die Geburtenanzahl niedriger war als die der Sterbefälle. Zugleich wuchs die Einwohneranzahl der Bundesrepublik durch Einwanderung. Der Bevölkerungsanteil der einen Migrationshintergrund aufwies, stieg seit 2005 von 14 auf 19 Millionen. Von 2014 bis 2017 erhöhte er von 16,3 auf 19,3 Millionen Menschen, das ist ein Zuwachs von 18 Prozent. Seit 2017 werden diese Personen auch nach dem Hauptgrund für die Zuwanderung befragt. Das wichtigste Motiv waren demnach familiäre Gründe.

Türken sind weiterhin die größte Migrantengruppe

Insgesamt waren rund 51 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im vergangenen Jahr Deutsche Staatsangehörige und etwa 49 Prozent Ausländer. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 lag der Anteil der Ausländer den Statistikern zufolge noch bei 42 Prozent. Von den 19,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund hatten 2017 rund 2,8 Millionen (14 Prozent) türkische, 2,1 Millionen (11 Prozent) polnische, 1,4 Millionen (7 Prozent) russische und 1,2 Millionen (6 Prozent) kasachische Wurzeln.

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Laut Statistikbehörde wurde in 2,5 Millionen der insgesamt 24 Millionen Mehrpersonenhaushalte im vergangenen Jahr vorwiegend eine ausländische Sprache benutzt. Am häufigsten war dies Türkisch (17 Prozent), Russisch (15 Prozent), Polnisch (8 Prozent) und Arabisch (7 Prozent). Die Daten wurden auf der Grundlage des Mikrozensus ermittelt, für den jährlich ein Prozent der Haushalte befragt wird.

Offenbach mit den meisten Geburten

In Offenbach werden einem Zeitungsbericht zufolge die meisten Kinder geboren. Im Jahr 2015 gab es dort 11,92 Geburten auf tausend Einwohner, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch. Zugleich ist die Stadt am Main auch die mit dem höchsten Migrationsanteil in Deutschland. 80 Prozent aller Kleinkinder haben hier einen Migrationshintergrund. In der Geburtsstatistik dicht hinter Offenbach folgten Leipzig mit 11,77 Geburten und München mit 11,73 Geburten je tausend Einwohner.

Am wenigsten Kinder kamen dem Bericht zufolge im bayerischen Kulmbach zur Welt, wo es 2015 nur 6,35 Geburten je tausend Einwohner gab. Auf dem vorletzten Platz landete der Landkreis Sankt Wendel im Saarland mit 6,48 Geburten, nur wenige mehr gab es im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg mit 6,5 Geburten.

Jeder Dritte unter 18 Jahren hat Migrationshintergrund

Zudem wirkt sich der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund auch unterschiedlich auf die demographische Altersstruktur aus. Während bei den oberen Altersgruppen der Migrationshintergrund anteilsmäßig geringfügig vertreten ist, steigt er in den jüngeren Altersgruppen kontinuierlich an. Bei der demographischen Gruppe der unter Fünfjährigen hatten im gesamten Bundesgebiet 39 Prozent eine Migrationsgeschichte oder mindestens ein Elternteil nichtdeutscher Herkunft. Bei den unter 18-jährigen hatten 36 Prozent einen Migrationshintergrund.

In Großstädten wie etwa hier im Berliner-Stadtteil Neukölln ist der Migrationsanteil besonders hoch.
In Großstädten wie etwa hier im Berliner-Stadtteil Neukölln ist der Migrationsanteil besonders hoch.
© dpa

Zwei Drittel der Frankfurter Jugend haben Migrationshintergrund

Vor allem in den westdeutschen Großstädten ist der Migrationsanteil hoch. In Hamburg hat knapp jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund, 45 Prozent der unter Sechsjährigen und 46 Prozent der unter 18-jährigen, sowie 40 Prozent der unter 30-jährigen. In Frankfurt am Main hat jeder zweite Einwohner eine Migrationsgeschichte, während 55 Prozent in der Altersgruppe von ein bis sechs Jahren keine deutschen Wurzeln haben. Bei den unter 18-jährigen trifft dies auf zwei Drittel der Bevölkerung jener Altersgruppe zu. Auch in den anderen Großstädten wie in Köln, München und Stuttgart beträgt der Migrationshintergrund der jüngsten Altersgruppe der unter Sechsjährigen mehr als die Hälfte. In Berlin und Hamburg liegt er mit 48 und 44 Prozent nur knapp darunter. (mit KNA und dpa)

Steffen Würzburger

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