Syrien: Fassbomben treffen Krankenhaus in Aleppo
Eines der letzten Krankenhäuser im umkämpften Aleppo war am Samstag das Ziel eines Luftangriffs. Frankreichs Außenminister bezeichnet den systematischen Beschuss von Gesundheitseinrichtungen als "besonders empörend".
Ungeachtet scharfer internationaler Kritik am Beschuss humanitärer Einrichtungen ist in der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo erneut ein Krankenhaus bombardiert worden. In der größten Klinik im von den Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt schlugen am Samstag mindestens zwei Fassbomben ein, wie der Betreiber Syrian American Medical Society (Sams) mitteilte. Im UN-Sicherheitsrat machte Frankreich einen neuen Anlauf für eine neue Waffenruhe.
Das Krankenhaus M10 und die ebenfalls von der Hilfsorganisation unterstützte Klinik M2 waren bereits am Mittwoch bombardiert worden und seither außer Betrieb. Die Angriffe hatten für große Empörung gesorgt, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stufte sie als Kriegsverbrechen ein. Derzeit gibt es nur noch sechs funktionstüchtige Kliniken für die rund 250.000 Einwohner im belagerten Ostteil Aleppos.
Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde bei dem Angriff auf das Krankenhaus M10 am Samstag mindestens ein Mensch getötet. Ein AFP-Reporter sah vor Ort mit Blut befleckte Krankenhausbetten und verstreutes medizinisches Material. Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault bezeichnete den "systematischen" Beschuss von Gesundheitseinrichtungen als "besonders empörend". Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Ayrault.
Seit dem Start einer neuen Offensive der Regierungstruppen am 22. September spitzte sich die humanitäre Krise weiter zu. Auch in der Nacht zum Samstag stand die Stadt wieder stundenlang unter heftigem Artilleriebeschuss, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Im Stadtviertel Suleiman al-Halabi, das zwischen Regierung und Rebellen geteilt ist, und im Viertel Bustan al-Bascha war die ganze Nacht über Gefechtslärm zu hören.
Mit der Offensive will die syrische Armee die seit Mitte 2012 geteilte Stadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle bringen. Dabei wird sie von der russischen Luftwaffe unterstützt. Nach Angaben der Beobachtungsstelle von Samstag wurden im Ostteil Aleppos seit Beginn der Offensive mehr als 220 Menschen durch Luftangriffe getötet.
Moskau hält trotz scharfer Kritik an den Luftangriffen fest
Trotz scharfer Kritik der UNO und des Westens hält Moskau an seiner Bombenkampagne fest, die ganze Straßenzüge in Schutt legte. US-Außenminister John Kerry drohte mit dem Abbruch der Gespräche mit Russland, sollten die Luftangriffe nicht aufhören. Am Freitag telefonierte er den dritten Tag in Folge mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow, es gab jedoch keine konkreten Ergebnisse.
Angesichts der Blockade der Gespräche zwischen den USA und Russland unternahm Frankreich einen neuen Anlauf für eine Waffenruhe. Die fünf UN-Vetomächte diskutierten am Freitag über einen von Paris eingebrachten Resolutionsentwurf, der die Wiederaufnahme der von den USA und Russland Anfang September ausgehandelten Feuerpause zwischen Rebellen und Regierungstruppen vorsieht.
Ayrault sagte, Frankreich wolle mit der Initiative "das inakzeptable Drama" in Aleppo beenden. Der Angriff auf die Klinik bestätige nur, "die absolute Dringlichkeit, die Feindseligkeiten in Aleppo einzustellen und humanitäre Hilfslieferungen zur Zivilbevölkerung zu ermöglichen". Laut Diplomaten will Frankreich die Pläne am Montag allen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats präsentieren.
Ziel sei es, einen "Ausweg aus der Sackgasse und den gegenseitigen Vorwürfen zu finden", sagte ein Diplomat. "Das wird nicht einfach werden." Der britische Außenminister Boris Johnson warnte Russland, durch seine anhaltende Bombenkampagne drohe es "zum Paria" zu werden. (AFP)