Asyl in Deutschland: Familiennachzug um 50 Prozent gestiegen
Das Auswärtige Amt erteilte im vergangenen Jahr 105.000 Visa. Dabei waren besonders viele Syrer und Iraker. Zudem nahm Deutschland mehr als 12.000 Asylbewerber zurück.
Der Nachzug von Ehepartnern und anderen Familienangehörigen nach Deutschland ist im vergangenen Jahr nach Informationen der "Welt" um etwa 50 Prozent gestiegen. "2016 sind weltweit annähernd 105.000 Visa zum Familiennachzug erteilt worden, darunter ein Großteil für den Familiennachzug zum Schutzberechtigten", teilte das Auswärtige Amt mit. Im Jahr 2015 waren es noch rund 70.000 Visa, 2014 etwa 50.000. In diesen Angaben sind demnach auch Familiennachzüge zu Personen mit deutschem Pass enthalten.
Der Nachzug von Syrern und Irakern stieg den Angaben zufolge besonders stark an. "Für das Gesamtjahr 2016 ergibt sich eine Gesamtzahl von rund 73.000 Visa, die für den Familiennachzug zum Schutzberechtigten aus Syrien oder Irak erteilt wurden. Im Vorjahr 2015 waren für diesen Personenkreis rund 24.000 Visa erteilt worden", heißt es aus dem Auswärtigen Amt der Zeitung zufolge.
Die rund 65.000 unbegleiteten minderjährigen Ausländer holen demnach nur in begrenztem Umfang Angehörige nach Deutschland: "2016 wurden für den Familiennachzug zu Minderjährigen weltweit rund 3200 Visa erteilt", teilte das Auswärtige Amt der Zeitung mit.
Weiterer Zuzug resultierte im letzten Jahr auch aus dem Dublin-Verfahren. Nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" nahm Deutschland mehr als 12.000 Asylbewerber aus anderen Staaten zurück. Zugleich schickte die Bundesrepublik fast 4000 Migranten in andere Länder zurück, wo nun über deren Asylantrag entschieden wird. Die Zeitung beruft sich auf Zahlen aus dem Bundesinnenministerium.
Die meisten Asylbewerber übernahm Deutschland demnach aus Schweden, das etwa 3700 Menschen nach Deutschland überstellte. Es folgen die Niederlande (1686), die Schweiz (1277), Dänemark (1109) und Belgien (763). Insgesamt waren es 12091 Überstellungen.
Viele hatten Asylverfahren in Deutschland nicht abgewartet
Laut Ministerium erfolgten die Rücküberführungen in der Regel, weil die Migranten bereits in Deutschland einen Asylantrag gestellt, aber das Verfahren nicht abgewartet hatten, heißt es in dem Bericht. Zudem übernehme Deutschland Antragssteller, deren Ehepartner oder Kinder in der Bundesrepublik entweder Asyl begehren oder denen bereits Schutz gewährt wird. Die größte Gruppe der Betroffenen waren demnach mit etwa 30 Prozent Iraker. Die meisten Asylbewerber aus Deutschland zurück nahmen Italien (916) und Polen (884). Deutlich weniger Migranten wurden nach Spanien (351), Ungarn (294) und Schweden (280) überstellt.
Das Dublin-System sieht vor, dass ein Asylverfahren dort geführt wird, wo ein Migrant zum ersten Mal europäischen Boden betreten hat. Die Rücküberstellungen nach Griechenland sind allerdings 2011 nach Gerichtsurteilen ausgesetzt worden. (AFP)