Versuchter Anschlag in Manhattan: Ex-Polizeichef: 27-jähriger Täter handelte im Namen des IS
Laut Polizei explodierte die Bombe in New York vorzeitig. Drei Passanten und der Täter wurden verletzt. Was über den Einwanderer aus Bangladesch und die Hintergründe des Anschlags bekannt ist.
Akayed Ullah mischte sich unter die tausenden Pendler, die am frühen Montagmorgen in Manhattan auf dem Weg zur Arbeit waren. Offenbar wollte er sich und möglichst viele andere Menschen töten: In seiner Jacke verbarg der 27-Jährige aus Bangladesch eine selbst gebaute Rohrbombe von etwa 13 Zentimeter Länge. Der Sprengsatz detonierte in einem Fußgängertunnel zwischen den U-Bahnstationen am Times Square und unter dem Busbahnhof Port Authority. Die undeutlichen Bilder einer Überwachungskamera zeigten den Moment der Explosion: ein Blitz, Rauch, rennende Menschen, eine Person, die am Boden liegt. Kurz nach dem Tod von acht Menschen durch den Kleinlaster-Anschlag auf einem Radweg in Manhatten von Ende Oktober ist New York erneut vom Terror erschüttert worden.
Laut Polizei explodierte die Bombe vorzeitig; über Ullahs eigentliches Ziel war in den Stunden nach der Detonation gegen 7.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ) noch nichts bekannt. Mehr als 200.000 Menschen passieren den Busbahnhof Port Authority jeden Tag. Der Mann, der vor sieben Jahren aus Bangladesch in die USA gekommen sein soll und im Stadtteil Brooklyn wohnt, wurde verletzt festgenommen. Drei weitere Menschen erlitten Verletzungen, doch Lebensgefahr bestand für niemanden von ihnen.
Zu Ullahs Motiv machte New Yorks früherer Polizeichef Bill Bratton einige Angaben unter Berufung auf Polizeikreise. Demnach habe Akayed Ullah im Namen des "Islamischen Staates" (IS) töten wollen. Ein offizielles Bekenntnis des IS oder eine entsprechende Einordnung durch die New Yorker Polizei gibt es bisher nicht.
Bürgermeister Bill de Blasio sprach von einem Terroranschlag. Ullah sagte laut Medienberichten in einer ersten Vernehmung aus, er habe den Sprengsatz an seiner Arbeitsstelle gebaut, einer Elektro-Firma. Nach einer ersten Analyse von Experten explodierte nur ein Teil des Sprengstoffs in der Bombe; wenn alles nach Ullahs Plan gegangen wäre, hätten viele Menschen sterben können, zitierte die Online-Ausgabe des Boulevard-Blattes „New York Post“ einen Beamten der Anti-Terror-Polizei am Explosionsort.
Erst im Oktober gab es einen Anschlag in New York
Sollten sich die Annahmen der Behörden bestätigen, wäre Ullahs Aktion die zweite "IS"-Gewaltaktion in New York innerhalb weniger Wochen. Am 31. Oktober hatte der aus Usbekistan in die USA gekommende Sayfullo Saipov einen gemieteten Pickup-Truck über einen Radweg im Süden Manhattans gesteuert und acht Menschen getötet. Saipov’s Todesfahrt endete mit der Kollision mit einem Schulbus – ohne den Zusammenstoß wären möglicherweise noch wesentlich mehr Menschen gestorben, weil die Schüler aus einer nahen Oberschule gerade nach dem Ende ihres Unterrichts auf die Straße strömten.
Auch Saipov sagte nach seiner Festnahme, er habe sich vom IS zu der Gewalttat inspirieren lassen; auf seinem Handy wurden 90 Propaganda-Videos der Dschihadisten gefunden. Ullahs Aktion verstärkt nun die Sorge, dass Extremisten versuchen könnten, zum Weihnachtsfest oder zum Jahreswechsel, wenn besonders viele Besucher in New York sind, einen Anschlag zu verüben.
Der Anschlagsversuch in der U-Bahn facht zudem die heftige Debatte über die Gefahr durch den islamistischen Extremismus in den USA nun noch weiter an. Der konservative Ex-Abgeordnete und Radio-Moderator Joe Walsh fragte auf Twitter: „Wann werden die Leute aufwachen und erkennen, dass der Islamismus ein Problem ist?“
Präsident Donald Trump begründet mit dem Hinweis auf den islamistischen Extremismus sein Einreiseverbot für Menschen aus bestimmten muslimischen Staaten; erst kürzlich sorgte der Präsident für einen Sturm der Empörung, indem er auf seinem offiziellen Twitter-Konto anti-muslimische Propagandaclips einer rechtsradikalen Gruppe aus Großbritannien verbreitete. Das Weiße Haus erklärte, Trump habe damit auf die Bedeutung einer funktionierenden Grenzsicherung hinweisen wollen.
Allerdings stehen bisher weder Bangladesch noch Usbekistan auf Trumps Schwarzer Liste. Auf Twitter wurde nach dem Anschlagsversuch vom Montag die Erweiterung der Liste um Bangladesch gefordert.
Thomas Seibert
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