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Symbolbild.
© picture alliance/dpa
Update

Sie wollten eine Söldnertruppe bilden: Ex-Bundeswehrsoldaten wegen Terrorverdachts festgenommen

Ehemalige Fallschirmjäger sollen geplant haben, mit bis zu 150 Männern in den jemenitischen Bürgerkrieg zu ziehen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt.

Die Geschichte klingt wie eine Rambo-Fantasie. Zwei ehemalige Fallschirmjäger der Bundeswehr mit Verbindungen zu einer rechtslastigen Sicherheitsfirma haben offenbar geplant, eine Söldnertruppe aufzubauen, die in den Bürgerkrieg im Jemen eingreift.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die zwei Beschuldigten wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten Gründung einer terroristischen Vereinigung, am Mittwochmorgen nahmen Spezialkräfte die Bundespolizei die Männer im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Baden-Württemberg) und München fest. Die beiden waren in den 1990er Jahren Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Am Nachmittag setzte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs die am Montag erlassenen Haftbefehle in Vollzug.

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Arend-Adolf G. (60) und Achim A. (64) hätten seit Jahresbeginn geplant, eine 100 bis 150 Mann starke Söldnertruppe unter ihrem Kommando zu bilden, teilte die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mit. Im Jemen bekämpfen seit Jahren die Regierung und das saudiarabische Militär die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. Der Bürgerkrieg hat weite Teile des Landes verwüstet.

Söldnerlohn in Höhe von 40 000 Euro

Zum möglichen Motiv von Arend-Adolf G. und Achim A. sagte die Bundesanwaltschaft, "primäre Triebfeder zu diesem Vorhaben war bei den beiden Beschuldigten die Aussicht auf einen angestrebten monatlichen Söldnerlohn von rund 40.000 Euro für jedes Mitglied der Einheit". Die Männer hofften demnach darauf, dass "Dritte, vorzugsweise Saudi-Arabien", für die Finanzierung sorgen würden. Einer von ihnen habe "hartnäckig" versucht, mit der saudiarabischen Regierung Kontakt aufzunehmen, jedoch ohne Erfolg. Nach Informationen des Tagesspiegels war Achim A. für die Kontaktaufnahme zu Saudi-Arabien zuständig, Arend-Adolf G. für die Rekrutierung von Söldnern.

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Arend-Adolf G. soll bereits mit mindestens sieben Männern Kontakt aufgenommen haben. Die Söldnertruppe sollte den Ermittlern zufolge vor allem aus ehemaligen Angehörigen der Bundeswehr oder früheren Polizisten bestehen. Einer der Kontaktierten meldete sich dann offenbar beim Militärischen Abschirmdienst (MAD), dem Nachrichtendienst der Bundeswehr. So kam die Bundesanwaltschaft an den Fall.

Die beschuldigten Männer hätten vorgehabt, mit ihrer paramilitärischen Truppe das Bürgerkriegsgebiet zu "befrieden" und Friedensverhandlungen zwischen den Huthi-Rebellen und der jemenitischen Regierung zu erzwingen, führte die Karlsruher Ermittlungsbehörde weiter aus.

Den beiden sei bewusst gewesen, dass dabei auch "Tötungshandlungen" ausgeführt werden müssten. "Zudem rechneten sie damit, dass im Zusammenhang mit Kampfhandlungen auch Zivilisten getötet und verletzt werden würden."

Über den Einsatz im Jemen hinaus sollen die Männer geplant haben, ihre Söldnertruppe weiter "als sogenanntes privates Militärunternehmen zu betreiben". Die Kampfgruppe sollte demnach auch für Einsätze in anderen Konflikten zur Verfügung zu stehen.

Offenbar Verbindungen zu rechtslastiger Security-Firma

Wie Arend-Adolf G. und Achim A. auf die größenwahnsinnig anmutende Idee einer privaten Söldnerarmee kommen konnten, lässt sich womöglich mit der Verbindung zur rechtslastigen Security-Firma Asgaard erklären. Das deutsche Unternehmen ist bekannt für Aktivitäten im Irak, bewaffnete Paramilitärs bewachten unter anderem in Bagdad die Botschaft von Saudi-Arabien.

Demnach ist zu vermuten, dass die beiden Ex-Fallschirmjäger nicht ins Blaue geplant haben. Asgaard war bereits mehrmals in den Schlagzeilen. Im Jahr 2017 soll in einem Aufenthaltsraum der Firma in Bagdad eine Reichskriegsflagge gehangen haben. Der Chef der Firma bezeichnete zudem öffentlich den Wehrmachtsgeneral Kurt Student als "soldatisches Vorbild".

Student hatte im Zweiten Weltkrieg Fallschirmjäger befehligt und war dem Nazi-Regime bis zum Untergang treu ergeben. Im April wurde bekannt, dass ein Personenschützer des Bundeskriminalamts im Irak mit Asgaard über eine Nebentätigkeit gesprochen hatte.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt zudem gegen einen leitenden Angestellten von Asgaard wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Der Mann soll geäußert haben, die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner müsse "eliminiert" werden.

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