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Die unbeschwerte Anreise zu einem Strandurlaub zum Beispiel auf Mallorca - der EU-Impfpass könnte sie möglich machen.
© dpa

Reisen trotz Corona: EU-Impfpass beflügelt Hoffnung auf Sommerurlaub

Die EU-Staaten haben sich auf einen EU-Impfpass geeinigt. Die Reisebranche verspricht sich davon mehr Reisefreiheit – und bereitet sich auf Urlauber vor.

Pünktlich zur Sommersaison könnte der EU-Impfpass einsatzbereit sein. Nach einem Jahr Pandemie beflügelt die Einigung der europäischen Staaten die Hoffnungen auf Urlaub im Ausland. Allerdings hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag deutlich gemacht, dass schnelle Effekte nicht zu erwarten sind, da das Zertifikat wegen der geringen Impfquote in der EU noch nicht angewendet werden soll.

Die EU-Kommission will in den kommenden drei Monaten die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, nationale digitale Impfausweise miteinander zu verbinden. Welche Rechte daran geknüpft sind, wird aber wohl jedes Land für sich entscheiden. Auch Deutschland will in dieser Zeit ein digitales Impfsystem entwickeln. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Freitag, der Bundestag müsse debattieren, welche Folgen ein Impfnachweis mit sich bringe.

Unions-Fraktionsvize Katja Leikert (CDU) regte an, das Zertifikat auch im Inland einzusetzen. Der EU-Impfpass könne „auch beispielsweise für Konzert-, Theater- oder Restaurantbesuche bei uns in Deutschland genutzt werden“, sagte sie dem Tagesspiegel: „Wir müssen hier alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen und kreativ sein.“

"Erst muss wissenschaftlich belegt sein, dass die Impfung vor dem Virus schützt"

Vorsichtiger zu möglichen Folgen im Inland äußerte sich Bärbel Bas, Vizechefin der SPD-Fraktion. „Solange nicht wissenschaftlich sicher belegt ist, dass die Impfung auch vor einer Weitergabe des Virus schützt, kommt eine unterschiedliche Behandlung von Geimpften gegenüber Nichtgeimpften nicht infrage“, sagte sie. Weitere Öffnungsschritte müssten mit einer Teststrategie, mit Hygienekonzepten und mit einer verbesserten Kontaktnachverfolgung verbunden werden.

Rein in den Flieger und ab in den Süden - darauf hoffen nach einem Jahr Pandemie viele.
Rein in den Flieger und ab in den Süden - darauf hoffen nach einem Jahr Pandemie viele.
© picture alliance/dpa

Welche Rechte etwa bei Reisen mit dem EU-Impfpass verbunden wären, soll erst in einigen Monaten abschließend geklärt werden. Wie es gehen könnte, machen Griechenland und Zypern schon vor. Sie haben mit Israel ein Abkommen geschlossen, das problemloses Reisen mit Impfbescheinigung ermöglicht. Solche Vereinbarungen bereiten sie auch mit Großbritannien vor. Für EU-Bürger gilt der Freifahrtschein bislang nicht.

Die Reisebranche begrüßte die Einigung auf den EU-Impfpass. Er werde helfen, „Reisefreiheit wiederherzustellen“, sagte Fritz Joussen, Chef des größten europäischen Reisekonzerns Tui. Ein solches Dokument werde mögliche Kontrollen an sehr vielen Stellen erleichtern, hofft der Chef des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig. 

Die Branche sieht sich ohnedies nicht als Pandemietreiber und fühlt sich durch eine neue Studie des Robert- Koch-Instituts (RKI) bestätigt. Danach geht von organisierten Urlaubsreisen nur ein geringes Corona-Risiko aus – das liegt an den Hygienekonzepten in den Hotels und dem fehlenden Kontakt zur lokalen Bevölkerung.

Nach dem verkorksten vergangenen Reisejahr möchten viele Menschen jetzt wieder eine normale Ferienreise buchen: einen Sommerurlaub in der Sonne, am Strand, so wie früher.

Wie groß die Lust am Reisen ist, zeigt ein Blick nach Großbritannien. Kaum hatte Premier Boris Johnson verkündet, dass auf der Insel Ende Juni nahezu alle Corona-Beschränkungen wegfallen, buchten die Briten wie entfesselt. Schon wenige Stunden nach der Rede des Premiers stiegen die Urlaubsbuchungen im Vergleich zur Vorwoche um 630 Prozent an – obwohl die Urlauber aus dem Vereinigten Königreich gar nicht sicher sein können, wie sich die Pandemie in ihrem Land entwickelt und ob sie im Sommer in Spanien oder Portugal überhaupt gern gesehen sind.

Deutsche Urlauber sind vorsichtiger. Zwar ziehen auch hierzulande die Buchungen an, seit die Bundesregierung im November ihren Impfplan vorgestellt hat, doch verglichen mit der Zeit vor Corona bewegen sich die Buchungen weiter auf „niedrigem Niveau“, sagt Torsten Schäfer vom DRV. Wenn gebucht wird, dann für den Sommer. Reisen zu Ostern würden, wenn überhaupt, erst „sehr kurzfristig“ klargemacht.

Dabei sind Urlauber, die eine Pauschalreise buchen, recht gut gegen die finanziellen Risiken geschützt, die von der Pandemie ausgehen – anders als Einzelreisende, die Gefahr laufen, auf den Kosten für Ferienhaus oder Hotel sitzen zu bleiben, wenn sie coronabedingt nicht anreisen dürfen. Bei einer Reisewarnung des Auswärtigen Amts kann man eine Pauschalreise stornieren oder umbuchen, ohne dass Stornokosten entstehen. Eine solche Reisewarnung besteht für alle Gebiete, die vom RKI als Risikogebiet eingestuft werden. In Europa betrifft das nahezu alle Urlaubsgebiete, mit Ausnahme der griechischen Inseln.

Ein Risiko bleibt aber, warnt der Berliner Reiserechtsanwalt Roosbeh Karimi: Lässt das Reiseland nur noch Geimpfte über die Grenze und ist man selbst nicht geimpft und kann daher die Reise nicht antreten, muss man dennoch zahlen. Es sei denn, man hat sich bei der Buchung für einen der neuen Flextarife entschieden, den alle großen Veranstalter anbieten: Gegen einen vergleichsweise geringen Aufpreis sichert man sich das Recht, Urlaubsreisen ohne Angabe von Gründen kurzfristig abzusagen oder umzubuchen.

Noch ist es für viele Bundesbürger unmöglich, eine Impfung zu bekommen. Deshalb will die Tui von ihren Kunden auch weiterhin keine Corona-Impfung verlangen, anders als die Konkurrenz von Alltours. In den Allsun-Hotels des Veranstalters sollen künftig nur noch Menschen absteigen dürfen, die gegen Covid-19 geimpft sind, kündigte Inhaber Willi Verhuven an. Gelten soll das wahrscheinlich ab dem 31. Oktober. Auch die australische Airline Quantas denkt über eine Impfpflicht auf Fernflügen nach. Die Lufthansa hat keine derartigen Pläne, versicherte ein Sprecher auf Tagesspiegel-Anfrage. Anders sieht es jedoch aus, wenn das Einreiseland die Impfung verlangt.

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Die Fluggesellschaft Easyjet will Impfungen nicht zu einer zwingenden Voraussetzung für Flugreisen mit dem eigenen Unternehmen machen.  Eine Impfung sollte für die Einreise in ein Land und Flugreisen "nicht zwingend erforderlich sein", sagte ein Sprecher auf Anfrage dieser Zeitung. Stattdessen sollten insbesondere auch Schnelltests an Flughäfen und in den Städten unkompliziert und möglichst kostenlos verfügbar sein. "Dort wo es noch Reiserestriktionen gibt, sollten Reisende mit Impfpässen von Test- und Quarantänemaßnahmen entbunden werden", fügte er hinzu. Zudem sollten generell Reiserestriktionen zwischen Ländern mit vergleichbar niedriger Inzidenz überdacht werden.

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