Nach Haft in der Türkei: „Es ist nicht so, dass ich mich wirklich über die Ausreise freue“
In der Türkei wird der Journalistin Mesale Tolu wegen Terrorvorwürfen der Prozess gemacht. Nach Aufhebung ihrer Ausreisesperre ist sie nun wieder in Deutschland.
Die monatelang in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu kann die Rückkehr in die Heimat nach eigenen Worten nur bedingt genießen. Sie sei zwar wieder in Deutschland, aber Hunderte Journalisten, Oppositionelle, Anwälte und Studenten seien immer noch nicht frei, kritisierte Tolu nach ihrer Ankunft am Sonntag am Stuttgarter Flughafen.
„Es ist nicht so, dass ich mich wirklich über die Ausreise freue, weil ich weiß, dass sich in dem Land, in dem ich eingesperrt war, nichts verändert hat.“ Tolu kündigte an, sie wolle sich weiter für die Menschen einsetzen, die in der Türkei aus politischen Gründen inhaftiert seien. Nach der Aufhebung ihrer Ausreisesperre in der Türkei war die Journalistin und Übersetzerin Tolu am Sonntag auf dem Stuttgarter Flughafen gelandet.
Tolu, die für die Nachrichtenagentur Etha arbeitete, ist in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagt, sie saß dort bis Dezember mehr als sieben Monate in Untersuchungshaft. Vor einer Woche wurde überraschend die Aufhebung ihrer Ausreisesperre bekannt
Die Türkei wirft ihr Unterstützung der verbotenen linksextremen Gruppe MLKP vor. Ihr Prozess in der Türkei wird ungeachtet ihrer Ausreise im Oktober fortgeführt. Auch ihr Ehemann Suat Corlu ist angeklagt. Seine Ausreisesperre ist nicht aufgehoben, er muss in der Türkei bleiben.
Der Fall Tolu hatte zusammen mit dem des „Welt“-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland schwer belastet.
Am späten Sonntagvormittag hatte Tolu von einem türkischen Flughafen aus getwittert: „Nach 17 Monaten geht es zurück nach Hause.“ Ein Foto zeigte sie mit ihrem Sohn (3) und einem kleinen Rollkoffer auf dem Weg durch ein Terminal.