Kanzlerkandidatenkür in der Union: Es ist höchste Zeit, dass Laschet seinen Egotrip beendet
Politik muss sich nicht immer nach Umfragen richten, doch eine Botschaft ist stabil: Das Wahlvolk will Armin Laschet nicht als Kanzler. Ein Kommentar.
Was Armin Laschet und die CDU da gerade abziehen, macht viele Bürgerinnen und Bürger nur noch fassungslos. Das lässt sich nachlesen in den Kommentaren der Leserinnen und Lesern zu Berichten über die Kanzlerkandidatenkür, zumal in Medien, die von Unionsfans geschätzt werden.
Der Rheinländer, der Kanzlerkandidat werden möchte, und manche Parteigremien wirken wie auf einem Egotrip: Als hätten sie den Kontakt zum Wahlvolk verloren und kümmerten sich vorrangig um ihre eigene Befindlichkeit.
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Politik muss sich, weiß Gott, nicht immer nach Umfragen richten. Das tut sie in Deutschland viel zu oft, statt Führungsqualitäten zu zeigen: also für einen als richtig erkannten Kurs nachdrücklich zu werben, um die öffentliche Meinung mit Argumenten zu drehen.
Doch Laschet und das CDU-Präsidium üben sich im umgekehrten Extrem. Sie ignorieren eine öffentliche Stimmung, die seit vielen Monaten eindeutig und stabil ist. Armin Laschet wirbt seit über einem Jahr um Vertrauen – in der CDU, aber auch in der Öffentlichkeit. Die Realität ist: Die Bürgerinnen und Bürger geben ihm dieses Vertrauen nicht.
Laschet ignoriert eindeutige Umfragen
Wahlen ähneln einem riesigen Fischfang mit Menschenfischern. Da gilt auch für die Politik: Der Köder muss den Fischen schmecken, nicht dem Angler.
In Umfragen, ob Laschet oder Markus Söder Kanzlerkandidat werden soll, sprechen sich 46 Prozent für Söder aus, zwölf Prozent für Laschet.
Egal, ob Annalena Baerbock oder Robert Habeck für die Grünen antritt: Söder liegt im direkten Vergleich mit Abstand vorn, Laschet hinten. Selbst gegen SPD-Konkurrent Olaf Scholz, dessen Partei nicht mal halb so viel Wählergunst wie die Union genießt, zieht Laschet den kürzeren.
[Mehr zum Thema: Ruft Söder die CDU-Basis zum Putsch? Warum Laschet die Kanzlerkandidatur noch nicht sicher ist (T+)]
Nun halten viele Laschet zugute: Er sei einer, der Niederlagen wegstecken könne. Welche Ironie! Als gehöre das zu den vorrangigen Qualitäten, die man in einem Spitzenkandidaten sucht. Der soll verkörpern, dass er den Sieg holen kann.
Laschet könnte, ja: müsste in dieser Lage sagen: Okay, ich habe verstanden, das Land möchte mich nicht als Kanzlerkandidaten. Er besteht jedoch darauf, es dennoch zu werden. Und sucht sich als Entscheidungsbühne eines der wenigen Parteiorgane, wo er sich durchsetzen kann: das Präsidium. Bei der Bundestagswahl entscheiden aber nicht wenige Funktionäre, sondern die Wählerinnen und Wähler.
Die meisten Landesverbände der Union scheinen das verstanden zu haben und bevorzugen Söder, weil sie mit ihm bessere Wahlchancen sehen. Auch der in Berlin. Die Frage ist, ob die Parteiführung auf sie hört. Oder sich weiter abkapselt und den Weg in den Abstieg wählt.
Laschet kann seiner Partei einen Dienst erweisen, indem er auf Volkes Stimme hört und einen gesichtswahrenden Ausweg sucht. Alles andere wäre verantwortungslos. Es auf den Aufstand der Landesverbände ankommen lassen? Die Union in eine absehbare Wahlniederlag führen? Höchste Zeit, den Egotrip zu beenden.