Konflikt zwischen arabischen Staaten: Erdogan sichert Katar Unterstützung zu
Außenminister Gabriel hält den Erhalt der IS-Koalition mit Katar sehr wichtig. Deutschland fordert alle Seiten zum Dialog auf.
Im Konflikt zwischen den Golfstaaten hat sich die Türkei auf die Seite von Katar geschlagen. "Wir finden, dass die gegen Katar ergriffenen Sanktionen nicht gut sind", sagte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Dienstag in einer Rede in Ankara. Die Türkei werde ihre Verbindungen zu Katar weiter entwickeln, "so wie bei allen Freunden, die uns in den schwierigsten Momenten unterstützt haben", fügte Erdogan mit Blick auf den gescheiterten Putschversuch in seinem Land im Juli vergangenen Jahres hinzu. Katar zu isolieren, werde keinerlei Probleme lösen, sagte Erdogan.
Die Türkei unterhält gute Beziehungen zu Katar, aber auch zu den anderen Golfmonarchien, insbesondere zu Saudi-Arabien. Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten die diplomatischen Beziehungen zu Katar am Montag überraschend abgebrochen. Katarische Bürger müssen diese Länder binnen 14 Tagen verlassen. Außerdem stellten die Länder den Flugverkehr nach Katar ein. Aus Riad hieß es dazu, es gehe darum, die "nationale Sicherheit vor den Gefahren von Terrorismus und Extremismus zu schützen".
Gabriel: Erhalt der Anti-IS-Koalition einschließlich Katar sehr wichtig
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) das große Interesse Deutschlands am Erhalt der Anti-IS-Koalition betont. "Wir alle sind daran interessiert, dass es zu keinen weiteren Eskalationen kommt", sagte Gabriel nach einem Gespräch mit seinem saudiarabischen Kollegen Adel al-Dschubeir am Mittwoch in Berlin. Die Region sei ohnehin in großer Anspannung, fügte Gabriel unter Verweis auf den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), die Konflikte in Syrien, im Jemen und im Nahen Osten hinzu. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass die Koalition gegen den IS erhalten bleibt und dass wir hier zu einem friedlichen Miteinander auf der arabischen Halbinsel und insbesondere zwischen den Golfstaaten in der Lage sind", sagte der Bundesaußenminister.
Gabriel bot deutsche Hilfe in dem Konflikt an. Es sei "auf allen Seiten viel Vertrauen verloren gegangen", aber er setze darauf, dass es "überall den Willen gibt", dieses Vertrauen wieder neu entstehen zu lassen. Deutschland biete an, seinen Beitrag dazu zu leisten, wo immer dies möglich sei. "Wir werden alles unterstützen, was zu einer Deeskalation beiträgt." Gleichzeitig äußerte sich Gabriel "sehr froh" darüber, dass sein Gast ihn über laufende Bemühungen zum Beispiel durch den Emir von Kuwait informiert habe, die unterschiedlichen Parteien zusammenzubringen und über Lösungen zu verhandeln.
Der Bundesaußenminister betonte das "große Interesse" daran, dass sich alle Mitglieder in der Anti-IS-Koalition einig seien, "dass es keinerlei Finanzierungen von terroristischen Organisationen geben darf, von keiner Seite". Es müsse in dieser Hinsicht eine "klare Positionierung" geben. Al-Dschubeir bekräftigte, Katar müsse sich auf die Bedingungen einlassen, "die wir gestellt haben". Das Golfemirat müsse seine Unterstützung für extremistische Organisationen einstellen.
Katar weist Befürchtungen einer Nahrungsmittelkrise durch Boykott zurück
Unterdessen hat Katar Sorgen seiner Bevölkerung vor Nahrungsmittelknappheit wegen des Boykotts durch die Nachbarländer zurückgewiesen. Das Emirat habe genug Lebensmittel und Konsumgüter für ein ganzes Jahr, sagte der Präsident der Handelskammer des Emirats nach Berichten örtlicher Medien am Mittwoch. Es werde "keine Knappheit an Nahrungsmitteln geben", versicherte Scheich Chalifa ben Dschassem Al-Thani.
Katar muss Schätzungen zufolge bis zu 90 Prozent seiner Lebensmittel importieren. (dpa, AFP)