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Präsidentensprecher Sean Spicer.
© Reuters

Erster Auftritt von Trumps Pressesprecher: Er beginnt mit einer Lüge

Gleich am ersten Tag im Weißen Haus geht Sean Spicer auf Konfrontationskurs: Kein guter Auftakt für die Arbeitsbeziehung zum stolzen Presse-Corps. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Seinen ersten Tag im Weißen Haus hatte sich Sean Spicer garantiert anders vorgestellt: positive Stimmung verbreiten, die Vorhaben des neuen Präsidenten erklären. Doch Donald Trump schickte seinen Sprecher am späten Sonnabend als Beschwerdeführer vor das White House Press Corps und schimpfte bei seinem Besuch bei der CIA auch höchstpersönlich über die Berichterstattung.

Er lässt die Presse antreten, um sie abzuwatschen

Mehrere Medien hätten die Zahl der Zuschauer bei der Amtseinführung skandalös untertrieben, behauptete Spicer. Dabei sei – er griff zum Trump’schen Superlativ – die größte Menschenmenge, die Amerika je bei einer Inauguration gesehen habe, dort gewesen. Zudem habe ein Reporter die Lüge verbreitet, Trump habe die Büste des schwarzen Menschenrechtlers Martin Luther King aus dem Oval Office verbannt.

Fragen ließ Spicer nicht zu. Er hatte die Journalisten antreten lassen, um sie abzuwatschen – kein guter Auftakt für eine Beziehung zur selbstbewussten White-House-Presse, von der das öffentliche Bild der Präsidentschaft mit abhängen wird, und es wirkte zudem kleinkariert – gemessen an der Größe des Augenblicks, dem Start in ein neues Kapitel der US-Geschichte mit dem Anspruch „Make America Great Again“.

Mit der einen Rüge hatte Spicer recht: Kings Büste schmückt weiter das Amtszimmer. Sie war aber gar nicht mehr nötig. Der Übeltäter hatte sich längst korrigiert, die Medien hatten die Korrektur verbreitet.

Argumentieren mit falschen Zahlen

Bei der anderen Beschwerde ist Spicer der Schwindler. Zu Trumps Amtseinführung waren höchstens halb so viele Menschen auf die National Mall gekommen wie acht Jahre zuvor zu Barack Obamas Inauguration, das war bei der Übertragung mit bloßem Auge zu erkennen. Spicer benutzte zudem falsche Zahlen, als er sich auf Angaben der Metro berief, wie viele Gäste sie befördert habe. Auch diese Zahl war bei Obama höher als bei Trump.

Wer Trump dient, muss Tapferkeit vor den Gegnern beweisen, das wusste Spicer, als er den Job annahm. Der 45-Jährige aus dem Ostküstenstaat Rhode Island ist Reserveoffizier der Elitetruppe US-Marines und hat einen Master in Strategischen Studien vom Naval War College. Bisher war er Sprecher der Republikanischen Partei und hatte Trump widersprochen, als der, zum Beispiel, Mexikaner als potenzielle Vergewaltiger und Drogenhändler verunglimpfte und Kriegsheld John McCain verspottete, weil der in Vietnam in Gefangenschaft geriet. Jetzt soll Spicer Trumps Heldentaten besingen und verhindern, dass der Präsident zur Geisel feindlicher Medien wird.

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