Merkels Antwort auf Schulz: Ende der Durchsage
Angela Merkel ist nicht zu einem zweiten TV-Duell mit Martin Schulz bereit. Die SPD wittert nun eine "Überlappung von Parteiinteressen und Staatsaufgaben", weil die Absage aus der CDU-Zentrale kam.
Man wird Martin Schulz nicht zu nahe treten, wenn man unterstellt, dass er nicht wirklich mit einer Zusage gerechnet hat – zwölf Tage vor der Wahl. Am Mittwochmorgen kam die Absage denn auch postwendend: „Zu dem Thema ist alles gesagt“, ließ das Konrad- Adenauer-Haus in dürren Worten wissen. Angela Merkel habe gerne an „einem“ TV-Duell teilgenommen. Das Format habe sich bewährt. Und ansonsten „belässt sie es“ dabei. Ende der Durchsage. Ob dem offenen Brief des SPD-Kanzlerkandidaten an die Kanzlerin später auch ein Rück-Brief mit der Antwort gefolgt ist, war nicht zu ergründen.
Martin Schulz jedenfalls hatte die Kanzlerin aufgefordert, dem ersten TV-Duell mit ihm ein zweites folgen zu lassen. Viele Themen, die die Bürger bewegten, seien nicht zur Sprache gekommen, sagte Schulz am Dienstabend in der ZDF-Sendung „Klartext“. Und fügte an: Diese Aufforderung habe er Merkel in einem Brief übersandt. Schon in der Nacht zum Mittwoch konnte man dessen Inhalt im Netz lesen. In der Tat hatte sich Schulz von vornherein für mehrere TV-Duelle ausgesprochen, was die Kanzlerin aber stets ablehnte.
Auch die ausrichtenden Fernsehsender des ersten Duells wären gern zu zwei Terminen bereit gewesen. Nach dem Duell der beiden Spitzenkandidaten am 3. September war kritisiert worden, dass zwar ausgiebig über die Themen Türkei und Flüchtlinge gesprochen wurde, jedoch kaum über zentrale sozialpolitische Themen wie Gesundheit, Bildung und Arbeit. Auch in der Union war man nicht besonders glücklich über die Themenwahl. Aber über ein zweites Duell war nach den zähen Verhandlungen über die Bedingungen des ersten Duells mit dem Kanzleramt nicht gesprochen worden.
Empörung bei der SPD
Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert begründete die Absage seiner Chefin auch damit, dass es neben dem Duell der beiden Kontrahenten in zahlreichen Interviews und Townhall-Meetings ausreichend Gelegenheit zum Austausch im Wahlkampf gebe. „Bei dieser Mischung“ wolle man es denn auch lassen.
In der SPD reagierte man empört auf die Absage. Als „feige“ und „schwach“ wurde Merkel kritisiert und ihr vorgeworfen, sie drücke sich vor einer zweiten Konfrontation. Schulz selbst nahm den Korb gelassen hin. Allerdings warf er Merkel vor, sie vermische ihre Funktionen als Partei- und Regierungschefin. Erstaunt sei er, sagte Schulz, dass er dem Bundeskanzleramt einen Brief schreibe, „an die Kanzlerin persönlich“ - und das Adenauerhaus (die CDU-Zentrale) kommentiert das und lehnt das ab“.
Diese „Überlappung von Parteiinteressen und Staatsaufgaben, die geht so nicht.“ Im Adenauerhaus hieß es lediglich, der SPD-Chef habe seinen Brief falsch adressiert. Nicht die Kanzlerin stehe im Wahlkampf, sondern die CDU-Chefin, weshalb er die Post hätte auch in die CDU-Zentrale senden müssen.
Die Wähler jedenfalls haben offenbar auch keine Lust auf neue TV-Debatten: In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey gaben 65 Prozent an, sie wünschen sich kein zweites TV-Duell. Nur 30 Prozent fänden das gut.