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Schwarzer Humor? Trumps Anwalt Rudy Giuliani rinnt dunkler Schweiß über die Wange.
© Jacquelyn Martin/AP/dpa

Rudy Giulianis Abstieg: Einst New Yorks Held – heute Trumps Clown

Bei einer Pressekonferenz erhebt Trumps Anwalt schwere Vorwürfe wegen Wahlbetrug. Dabei rinnt ihm eine dunkle Flüssigkeit von der Schläfe. Was war die Ursache?

Für manche US-Journalisten war es die demagogischste Pressekonferenz, die sie je erlebt haben. Donald Trumps Anwalt Rudy Giuliani erhob wilde Anschuldigungen. Noch nie sei eine amerikanische Wahl derart manipuliert worden.

Die Wurzeln der Verschwörung reichten bis ins sozialistische Venezuela, behauptete Giuliani. In demokratisch regierten Großstädten wie Atlanta, Detroit, Philadelphia und Milwaukee seien massenhaft Stimmen für Joe Biden gefälscht worden.

Nur so sei zu erklären, dass der Demokrat angeblich in Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin vorne liege. In Wahrheit jedoch habe Donald Trump dort gesiegt und auch die Präsidentenwahl insgesamt gewonnen.

Ein allzu billiger Friseurbesuch?

Während Giuliani sich in Rage redete und ins Schwitzen geriet, bildeten sich kleine Schweißperlen an seiner Schläfe. Sie wurden allmählich zu einem Rinnsal, das ihm die Wange herablief. Dies fiel umso mehr auf, als sich das Rinnsal dunkel färbte. Ein Bild von schwarzem Humor als unfreiwilliger Kommentar zu seinen Tiraden?

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Rasch war nicht mehr der Inhalt der Pressekonferenz das Gesprächsthema in den USA, sondern die Frage nach dem Ursprung des dunklen Schweißes in Giulianis Gesicht. Er färbt das Haar schwarz, um jünger zu wirken – und ist Opfer eines nicht sehr professionellen Friseursalons geworden, war die erste Vermutung.

Meister-Figaros widersprechen: Es war schlechtes Makeup

Nein, nein, widersprechen Meister des Fachs von Manhattans Upper East Side in der „Style Section“ der „New York Times“. Haarfärbemittel führe nicht zu solchen Schweißtropfen. Schon gar nicht werde es nach dem Auftragen in seiner Rohform am Kopf belassen, denn das würde die Kopfhaut angreifen, die Haare schädigen oder zu Haarausfall führen. Haarfärbemittel wasche man aus. Und dann werde das Haar getrocknet.

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Wahrscheinlich sei Giuliani kurz vor dem Auftritt aufgefallen, dass seine Koteletten grauer und heller wirken als das übrige Kopfhaar. Und dann habe er oder jemand aus dem Team nicht zu Haarfärbemittel gegriffen, sondern zu einem schwarzen Makeup-Stift und oberflächlich nachgebessert. Diese Farbe löse sich, wenn sie sich mit Schweiß vermenge.

Ein Vorbild als Bürgermeister nach dem Terrorangriff

Wer Giulianis Missgeschick vermeiden wolle, so der Rat der Figaros, müsse rechtzeitig färben, auswaschen und trocknen lassen. Und bei oberflächlich aufgetragenem Makeup Hitzeeinwirkung vermeiden, sei es durch Sonnenstrahlen im Freien oder TV-Scheinwerfer drinnen.

Die Szene wirkte wie eine Illustration der Wandlungen Rudy Giulianis. Er war einmal ein angesehener moderater Republikaner. In New York galt er als Held. Als Bürgermeister hatte er die Kriminalitätsrate deutlich gesenkt und der Stadt nach dem Terrorangriff vom 11. September 2001 auf die Twin Towers Zuversicht vermittelt. Damals nannten sie ihn "Americas Mayor": ein Vorbild von Oberbürgermeister.

Und heute? Viele betrachten Giuliani wie einen Clown. Trumps Clown. Und Wadenbeißer bei der Wahlanfechtung. Der die Wirklichkeit anders aussehen lassen möchte, indem er oberflächliches Makeup aufträgt. Und selbst daran scheitert.

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