Nora Illi vollverschleiert bei "Anne Will": Eine radikale Muslima gehört zum Programm - aber an den Rand
Anne Will und ihre Redaktion steuerten mit dem Auftritt von Nora Illi gezielt zum Eklat. Das bringt Spannungen, aber keine Erkenntnis. Ein Kommentar.
Die Präsentation radikalen Gedankenguts gehört, auch wenn es befremdlich klingt, zum öffentlich-rechtlichen Programmauftrag. Wer etwa über Ansichten von Neonazis berichten will, wie es zum Bildungs- und Aufklärungsfernsehen dazugehört, tut gut daran, diese darzulegen. Insofern ist wenig einzuwenden, wenn in der Talkshow von Anne Will eine verschleierte Muslima zu besichtigen war, die Jugendliche, die in den Dschihad nach Syrien ziehen, für ihre Zivilcourage lobt. Solche Menschen gibt es. Eine andere Frage ist, ob die Vorstellung solcher Ansichten im Rahmen einer Diskussionsteilnahme erfolgen muss. Radikale Muslime wären hier wohl eher etwas für den Einspieler am Rand. Als Mitredner erscheinen sie überbewertet. Kritik an der Einladung ist also berechtigt. Will und ihre Redakteure wussten, was sie taten, und steuerten mit der Auswahl von Gast und Zitaten gezielt auf den Eklat zu. Mit der durch die Teilnahme aufgestellten Behauptung, dass solche Sichtweisen islamische Identität widerspiegeln, begaben sie sich an die Grenze zur Perfidie. Derlei Arrangements erzeugen Spannungen, ohne Erkenntnisse zu bringen. Die Empörung über die „Kriegspropaganda“ der Frau fällt auf ihre Gastgeber zurück.
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