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Virginia Raggi, Roms neue Bürgermeisterin
© REUTERS

Neue Bürgermeisterin Virginia Raggi: Eine Populistin gegen Roms Mafia

Roms neue Bürgermeisterin muss zeigen, dass auch Populisten regieren können. Was steht ihr bevor? Ein Kurzporträt.

Bis vor kurzem war sie in Rom noch völlig unbekannt. 1764 Stimmen reichten ihr bei einer Onlineumfrage, um die parteiinterne Nominierung zu bekommen. Umso deutlicher fiel dann am Sonntag der Wahlsieg von Virginia Raggi aus: Mit 67 Prozent wurde die Kandidatin der populistischen „Fünf-Sterne-Bewegung“ zur Bürgermeisterin gewählt, als erste Frau an der Spitze von Italiens Hauptstadt überhaupt.

Wie „Fünf-Sterne“-Gründer Beppe Grillo inszenierte auch Raggi sich als Anti-Politikerin, die dem Establishment den Kampf ansagt. Die traditionellen Parteien hätten abgewirtschaftet, betonte Raggi gebetsmühlenartig im Wahlkampf. Selbst den Vatikan ließ sie bei ihrer Kritik nicht außen vor. Das sollte vermutlich auch von ihrer eigenen Unerfahrenheit ablenken: Erst seit 2012 sitzt die 37-Jährige im Stadtparlament.

Ein Schlag für Matteo Renzi, der sich als Erneuerer sieht

Mit ihrem deutlichen Wahlsieg hat Raggi vor allem Ministerpräsident Matteo Renzi einen Schlag versetzt. Der sieht sich als Erneuerer des italienischen Staates, viele seiner Reformen aber zahlen sich noch nicht aus. Im zweiten Wahlgang schlug die studierte Juristin Roberto Giachetti, einen engen Renzi-Vertrauten. Dessen Demokratische Partei (PD) musste auch andernorts Federn lassen. So verlor sie zum Beispiel den Bürgermeisterposten in Turin ebenfalls an eine junge „Fünf-Sterne“-Kandidatin. Siegen konnte die PD hingegen in Mailand und Bologna.

Als Bürgermeisterin wird Raggi nun mit einem Berg an Problemen konfrontiert. Die grassierende Rattenplage ist nur eines davon. Rom sitzt auf einem Schuldenberg, dessen genaue Höhe unbekannt ist. Zu dem notorischen Verkehrschaos kommen noch viele Korruptionsskandale hinzu. Raggis Vorgänger Ignazio Marino von der PD musste deshalb im Herbst zurücktreten und wurde durch einen Staatskommissar ersetzt. Die Rede ist inzwischen von der „Mafia Capitale“.

Im Wahlkampf hatte Raggi noch vieles im Unklaren gelassen, vor allem auf Schlagworte gegen Vetternwirtschaft und Korruption gesetzt, aber wenig Konkretes angekündigt. So oder so könnte Raggis Erfolg aber Italien verändern. Entweder sie stellt in Rom unter Beweis, dass die „Fünf-Sterne-Bewegung“ regierungsfähig ist und bringt sich damit vielleicht sogar für die Nachfolge des oft allzu schrillen Beppe Grillo ins Gespräch. Oder sie erleidet das Schicksal vieler populistischer Wahlsieger, die spätestens dann den Zenit überschritten hatten, wenn sie selbst in der Verantwortung standen.

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