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Trump schüttelt Kim in Panmunjom die Hand
© Kevin Lamarque/REUTERS

Handschlag zwischen Kim und Trump: Eine Geste, die sich in ein größeres Bild fügen könnte

Ist das Treffen von Trump und Kim ohne jeden Inhalt? Nein! Einige in Washington können durchaus noch Strategien entwickeln. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das hat die Welt noch nicht gesehen. Die beiden gehen langsam aufeinander zu, schütteln sich die Hände. Kim Jong Un sagt: „Ich habe nie erwartet, Sie an diesem Ort zu treffen.“ Donald Trump überschreitet die Betonschwelle, Grenzlinie zwischen den verfeindeten Staaten, und steht auf nordkoreanischem Boden: historisch. Vier Monate nach dem gescheiterten Gipfel von Hanoi treffen sich Kim und Trump in Panmunjom. Gemeinsam kommen sie über die Grenze nach Südkorea und reden dann 50 Minuten im „House of Freedom“. Trump lädt Kim ins Weiße Haus ein.

Alles nur symbolisch, ohne jeden Inhalt? Halt! Schon manche große symbolische Geste hat die Weltläufte verändert: Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, die sich im Elysee 1963 umarmen – das Ende der „Erbfeindschaft“. Willy Brandt, der 1970 in Warschau auf die Knie geht und um Vergebung bittet – womit er seiner Entspannungspolitik entscheidend aufhilft.

Francois Mitterrand und Helmut Kohl, die 1984 einander über den Gräbern von Verdun an den Händen halten – ein Sinnbild für die Entwicklung in Europa. Johannes Rau, der 2000 als erster Deutscher in der Knesset eine Rede hält, in deutscher Sprache – was für das Verhältnis zu Israel von unschätzbarem Wert wird.

Auch in diesem Fall könnte sich die Geste in ein größeres Bild fügen. Einmal ist das Ziel der Treffen auf höchster Ebene immerhin die vollkommen überprüfbare atomare Abrüstung Nordkoreas, die Annäherung des Kim-Regimes an Südkorea und daraus folgend das Ende der internationalen Isolierung.

Zweitens darf auch bezweifelt werden, dass Trump diese Begegnung wirklich nur mit einem Tweet zustande gebracht hat („Händeschütteln und Hallo sagen“). Bei dem Aufwand, der dafür nötig ist, allein schon organisatorisch-logistisch. Immerhin gibt es in der US-Administration, unabhängig von diesem Präsidenten, durchaus die Fähigkeit, politische Strategien zu entwickeln. Zum Beispiel im Außenamt die Planungschefin Kiron Skinner, eine Professorin, die bei Condoleeza Rice gelernt hat.

So bleibt die Hoffnung, dass Trumps Treffen mit Kim nicht einer bloßen Eingebung folgt, sondern einer nachhaltigen Überlegung. Und man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Höchstens die, dass Trump jemals in Demut auf die Knie geht.

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