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FDP-Politiker Burkhard Hirsch.
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FDP-Politiker Burkhard Hirsch ist tot: Ein Verteidiger der Bürgerrechte

Burkhard Hirsch war nie nur Bürgerrechtsliberaler, sondern auch einer der Wirtschaft. Nun ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

Ihn knorrig zu nennen, wäre wohl nicht ganz verkehrt. Obwohl Burkhard Hirsch durchaus über eine Portion Charme verfügte. Aber so wie sein Gesicht, so klar geschnitten war seine Persönlichkeit. Geboren im Mai 1930 in Magdeburg, machte er sein Abitur in Halle an der Saale und später dann „rüber“, wie man früher sagte, rüber in den Westen. Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, wurde seine zweite Heimat.

Hirsch war von Beginn an ein Liberaler, erst in der DDR bei der LDP, dann bei der FDP. Wie übrigens andere große Vertreter der Partei, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Mischnick, Gerhart Baum. Das war, als die FDP noch unbestreitbar eine liberale Kraft in der Mitte der Gesellschaft war. Oder jedenfalls als liberale Kraft in einer Regierung mit der SPD galt, der in jenen Jahren ersten ihrer Art im Bund.

Wobei die auch in NRW stattfand, mit dem legendären Heinz Kühn als Ministerpräsident. Kühn war der Vorgänger des noch legendäreren Johannes Rau. Burkhard Hirsch diente, nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Marburg ausgewiesener Justizfachmann, beiden als Innenminister. Von 1975 bis 1980 war das. Diese Karriere endete, weil die FDP es – unter Hirschs Führung im Landesverband – 1980 nicht wieder in den Landtag schaffte.

Das Aus der sozialliberalen Koalition im Bund 1982, als sich die FDP unter Genscher, Mischnick und Otto Graf Lambsdorff der Union unter Helmut Kohl zuwandte, traf ihn. Er war ja unter anderem ein großer Anhänger der reformerischen Politik Willy Brandts gewesen, auch Helmut Schmidts Rationalität entsprach ihm. Aber die Zeiten wandelten sich, und 1983 trat in Münster ein junger Mann im Landesverband NRW gegen ihn an, der dann auch gewann. Sein Name: Jürgen Wilhelm Möllemann. Mit dem verband Hirsch eine gepflegte Abneigung. Möllemanns Charakter entsprach ihm wiederum so gar nicht.

Ein geradezu idealtypischer Vertreter der FDP dieser Jahre

Apropos Kraft der Mitte: Hirsch war ein geradezu idealtypischer Vertreter der FDP dieser Jahre. Er war nie nur Bürgerrechtsliberaler, vulgo: einer ihrer eher linken Köpfe, sondern auch einer der Wirtschaft. Hirsch arbeitete bei der Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl, als Justiziar beim Walzstahlkontor West in Duisburg-Rheinhausen und als Direktor bei Mannesmann in Düsseldorf.

Doch sein Herz, das ist wahr, gehörte der Verteidigung der Bürgerrechte. Nach dem Motto: Was Recht ist, muss Recht bleiben. Gerne wäre er im Bund noch Justizminister geworden, aber das hat nicht sollen sein. Bis zuletzt hat er sich à jour gehalten, alle Fachliteratur gelesen und gedanklich bereitgehalten, wenn es um vermutete staatliche Eingriffe in die Privatsphäre ging.

Gemeinsam mit Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bildete er ein Trio, das sich Respekt und Recht bis vor dem Verfassungsgericht verschaffte, ob beim großen Lauschangriff oder der Vorratsdatenspeicherung. Den gläsernen Bürger, hochaktuell noch immer, wollte er seit je verhindern. Das zählte zu seiner Definition liberaler Freiheitsrechte.

Aber auch sonst ließ er sich seine Meinung nicht nehmen. Im Bundestag – bis 1998 – war er durchaus gefürchtet. Am 16. Oktober 1998 stimmte Hirsch gegen die Beteiligung deutscher Soldaten an einer Nato-Bombardierung Jugoslawiens. Er war der einzige FDP-Abgeordnete.

Hirsch ist jetzt mit 89 Jahren gestorben, wie das Innenministerium in NRW mitteilte.

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