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Die Lifte sind wegen Corona schon länger geschlossen, nun auch die Pisten: In Winterberg sah es vorher so aus.
© Marius Becker/dpa

Sperrung der Skigebiete in Winterberg: Ein Verbot ist nicht die Lösung, lasst sie rodeln!

Um die Corona-Ausbreitung zu verhindern, schließt der Wintersportort Winterberg alle Pisten und Parkplätze – und dürfte das Problem damit nur verlagern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Es ist der pure Aktionismus: Die Stadt Winterberg etwa hat nach teils chaotischen Tagen die Reißleine gezogen. Nahezu alle Pisten und Parkplätze rund um den beliebten Wintersportort im Sauerland sind seit Sonntag bis zum 10. Januar gesperrt.

Der Grund: Nach Weihnachten waren viele Menschen trotz Appellen von Politik und Experten an die Rodelhänge gepilgert, sogar aus dem mehr als zwei Stunden entfernten Düsseldorf kamen Tagestouristen. Ähnliche Bilder gab es auch vom Fichtelberg im Erzgebirge, wo auch Autos aus Dresden standen, und aus dem Schwarzwald.

Winterberg ist nun der erste Wintersportort in Deutschland, der komplett zumacht – auch aufgrund von Verstößen gegen die Corona-Verordnung, die die Polizei rigoros ahndete.

Ein Schwenk nach Österreich zeigt allerdings, dass nicht die Parkplätze und Pisten das größte Problem sind: Es sind die Lifte. Und die sind ohnehin bereits fast überall in Deutschland geschlossen.

Dort bilden in den österreichischen Skigebieten die Menschen dicht an dicht Schlangen. Vor den Gondeln und Sesselliften ist schlicht zu wenig Platz, um Abstand zu halten. Und wenn die Skifahrer und Snowboarderinnen dann noch nicht einmal Masken tragen und sogar zwischen Absperrgittern eingepfercht werden, ist das Schneeparadiese für Viren nahezu perfekt.

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In Österreich war es daher richtig und wichtig, dass die Liftbetreiber ihre Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärften. Komplett lösen kann Österreich das Problem wohl auch nur, wenn dort die Lifte verboten werden.

Fürs Rodeln und den Spaziergang brauchte es hingegen nie Lifte, an denen sich Menschenschlangen bilden könnten. Stattdessen laufen die Leute für sich alleine die Hänge hoch. In Deutschland stehen die Menschen einfach stundenlang im Stau, bis sie auf überfüllten Parkplätzen einen Platz finden. Sobald sie die Autos verlassen, können sie den Abstand von zwei Metern einhalten, weil die Lifte bereits gesperrt sind – wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.

Das Problem dürfte eher verlagert als gelöst sein

Da mögen noch so viele Autos im Parkverbot stehen – in größeren Wintersportorten wie Winterberg, aber auch am Fichtelberg oder im Höhenort Dobel im Schwarzwald ist der tatsächliche Menschenandrang noch vergleichsweise gut zu beherrschen. Gerade auch in Winterberg können die Behörden auf erprobte Verkehrsleitsysteme aufbauen.

Anders ist es an anderen Rodelhängen, von denen es rund um Winterberg bis nach Hessen und kurz vor dem Ruhrgebiet massenhaft gibt. Auch die Eifel beispielsweise ist gerade für Tagestouristen aus Köln und Düsseldorf eine echte Alternative. Wenn nun der Hauptort Winterberg wegfällt, werden viele Tagestouristen dorthin pilgern. Und dort gibt es beispielsweise ebenfalls keine sanitären Anlagen.

Das Problem dürfte also eher verlagert als gelöst sein. Denn zu glauben, dass diejenigen, die mit ihren Kindern rodeln gehen wollen, sich vom Verbot an einem Ort komplett die Lust verderben lassen, ist reichlich naiv. Deshalb gilt, natürlich mit entsprechenden Vorkehrungen und nur wenn sich möglichst alle an die Corona-Regeln halten: Ein Verbot ist nicht die beste Lösung, lasst sie rodeln!

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