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Am Mittwochabend hat der Chef der unabhängigen Wahlkommission Inec, Attahiru Jega (links), dem künftigen Präsidenten Muhammadu Buhari (rechts) und seinem designierten Vizepräsidenten Yemi Osinbanjo (links neben ihm) ihre Urkunden über den Wahlausgang ausgehändigt. Im Hintergrund steht Aisha Buhari.
© AFP

Präsidentschaftswahl in Nigeria: Ein starker Abgang

Der besiegte Präsident Goodluck Jonathan hat Nigeria blutige Konflikte erspart. Für einen Nachfolger Muhammadu Buhari wird es schwer werden, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Ein Kommentar.

Hätte Goodluck Jonathan in Nigeria so regiert, wie er abgetreten ist, er wäre ein großer Präsident geworden. Als seine Wahlniederlage gegen den früheren Militärdiktator Muhammadu Buhari absehbar war, nahm Jonathan den Hörer in die Hand und gratulierte seinem Herausforderer, den er vor vier Jahren noch geschlagen hatte. Am Abend trat Jonathan mit einer Rede vor die Öffentlichkeit, die viele ihm nicht zugetraut hätten. Kein politischer Ehrgeiz sei das Blut auch nur eines Nigerianers wert, sagte er und rief seine Anhänger auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Damit hat er das Land vor einer Zerreißprobe bewahrt. Hätte Buhari vor vier Jahren die Größe gehabt, so zu reagieren, bei der Nach-Wahlrandale 2011 wären wohl nicht 800 Menschen getötet worden.

Es ist also ein kleines Wunder geschehen im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land. Der Chef der Wahlkommission, Attahiru Jega, hat das fast Unmögliche geschafft, nämlich eine in weiten Teilen glaubwürdige und halbwegs faire Wahl über die Bühne zu bringen. Er schaffte das im Angesicht einer Militäroffensive gegen die islamistische Terrortruppe Boko Haram im Nordosten des Landes. Diese hatte in den Wochen vor dem zunächst geplanten Wahltermin im Februar ein Gebiet von der Größe Belgiens erobert. Die spannende Frage ist nun, ob dieser letzte Versuch des Militärs, Jonathan im Amt zu halten, wieder dem nigerianischen Armeealltag zum Opfer fällt – oder ob die Armee das ihr zugewiesene Geld über den Amtswechsel Ende Mai hinaus für den vorgesehenen Zweck einsetzen wird.

Letztlich war es die Korruption, die Jonathan aus dem Amt getrieben hat. Sie hatte ein Ausmaß erreicht, das für die meisten Nigerianer nicht mehr erträglich war. Eine Folge der Korruption war es auch, dass Soldaten in bedrängten Bundesstaaten wie Borno in Auseinandersetzungen mit der gut bewaffneten Boko-Haram-Miliz monatelang davongerannt waren: Obwohl Nigeria mehr als ein Drittel seines Budgets in die Sicherheitskräfte investiert, kam das Geld bei den Soldaten nicht an. Sie warteten monatelang auf ihren Sold, bekamen nur eine Mahlzeit und kaum Munition.

Buhari, der sich 1983 an die Macht geputscht hatte und zwei Jahre später durch einen weiteren Putsch aus dem Amt ins Gefängnis befördert worden war, hat sich in seiner kurzen Amtszeit den Ruf erarbeitet, ein No-Nonsense-Mann zu sein. Er hat im Wahlkampf Wandel versprochen und der Korruption den Kampf angesagt. Wenn er da nicht schnell Erfolge bieten kann, wird die Begeisterung über seinen Wahlsieg schnell in Ernüchterung umschlagen.

Das dürfte Buhari so schwer fallen, wie ein Rezept für die taumelnde Wirtschaft zu finden. Der gesunkene Ölpreis trifft Nigerias Wirtschaft und den Haushalt hart. Klug wäre es, genau jetzt die Subventionen für Benzin abzubauen und die frei werdenden Haushaltsmittel einzusetzen, um die Lebensbedingungen der 130 Millionen Armen in Nigeria zu verbessern. Ob der 72-Jährige die Kraft dafür hat?

Dagmar Dehmer

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