Simbabwe: Ein Pfarrer wird zum Ärgernis für Robert Mugabe
Evan Mawarire aus Simbabwe ist für Millionen Menschen zum Helden geworden - gerade weil seine Haltung eher apolitisch ist. Ein Porträt.
Mit einer Botschaft wandte Evan Mawarire sich im Juli an die Menschen in Simbabwe: „Hört nie damit auf, euer Land wiederaufzubauen. Vielleicht sehen wir uns nicht wieder.“ Es war eine Videoaufzeichnung – den Regimekritiker hatte die Polizei längst weggesperrt. Die Anklage für seinen Aufruf zu friedlichen Protesten: Hochverrat.
Eher durch Zufall ist Mawarire für Millionen Simbabwer zum Helden geworden. Pastor Evan, wie der 39-Jährige von seinen Anhängern genannt wird, hatte Schwierigkeiten, das Schulgeld seiner beiden Kinder zu bezahlen. Ähnlich erging es seinen Nachbarn in dem Land, in dem die Wirtschaft vor Jahren einbrach, Lehrer und Ärzte bis zu zwei Monate auf ihren Gehalt warten und ein Diktator seit 36 Jahren an der Macht festhält.
Die Bewohner der Haupstadt blieben aus Protest der Arbeit fern
Unverblümt prangerte Mawarire die Missstände in seinen Videobotschaften an – eingehüllt in Simbabwes Nationalflagge. „Wenn ich diese Flagge sehe, fühle ich weder Stolz noch Inspiration. Stattdessen wünsche ich mir, in einem anderen Land geboren worden zu sein.“ Für Mawarire jedoch kein Grund zur Hoffnungslosigkeit: Die Simbabwer müssten das Land und dessen Flagge von der politischen Elite „zurückfordern“. Die Videobotschaften verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Tausende Simbabwer bekundeten ihre Unterstützung, indem sie Flaggen-Selfies hochluden. Zuletzt folgten die Bewohner der Hauptstadt Harare Mawarires Aufruf und blieben aus Protest einen Tag der Arbeit fern.
Mawarires Erfolg erklären sich viele durch seine apolitische Haltung: So verzichtete er bewusst darauf, die Opposition als Heilsbringer zu verkaufen. Sein Aufschrei ist die Stimme der gewöhnlichen Simbabwer. Immer wieder wurde er daher mit Martin Luther King verglichen. So wie Pastor Evan war auch der US-Bürgerrechtler Pfarrer der Baptistenbewegung.
Mit Mawarires Popularität stiegen auch der Unmut des Regimes – und die Todesdrohungen. „Ich bezweifle, dass er ein Mann des Glaubens ist. Dann würde er den biblischen Frieden predigen“, wetterte Staatschef Robert Mugabe, 92. Nachdem ein Gericht Mawarires Freilassung angeordnet hatte, floh der Pfarrer nach Südafrika. Unbeugsam präsentiert er sich auch im Exil. Zuletzt rief er seine Landsleute auf, bei einem Cricketspiel zwischen Simbabwe und Neuseeland aufzustehen und die Nationalhymne zu singen – genau vor der 36. Wurfrunde. „Für 36 Jahre sind wir still geblieben, aber jetzt erheben wir uns.“
Markus Schönherr
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