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Die vom israelischen Transportministerium in einem Video veröffentlichte Grafik zeigt einen geplanten Inselhafen vor der Küste des Gazastreifens.
© dpa

Israel: Ein Inselhafen vor Gaza

Wie Israels Verkehrsminister den Menschen helfen und einen weiteren Krieg verhindern will. Auf der Insel ist eine Entsalzungsanlage und ein Elektrizitätswerk geplant.

Es ist ein eigenwilliges, ehrgeiziges Vorhaben. Israels Verkehrs- und Geheimdienstminister Israel Katz will einen Inselhafen vor der Küste des Gazastreifens bauen. „Es geht erst einmal darum, einer humanitären Katastrophe entgegenzuwirken und den Gazastreifen der Welt gegenüber zu öffnen“, sagte sein Berater Arye Shalicar am Freitag – „und einen weiteren Krieg mit Israel zu verhindern.“ Es gibt allerdings bisher keinen Kabinettsbeschluss für das Projekt. Eine mögliche Umsetzung könnte auch am Einspruch von Verteidigungsminister Avigdor Lieberman scheitern.

Die Insel soll nach Katz’ Vorstellung rund 4,5 Kilometer vor der Küste liegen und über eine Brücke mit dem Festland verbunden sein. Die Kontrolle sollen Israel und internationale Polizeikräfte übernehmen. Das Projekt soll rund 4,4 Milliarden Euro kosten, durch ausländische Firmen finanziert werden und fünf Jahre Bauzeit benötigen.

Katz wirbt bereits seit sieben Jahren für seine Idee. Verteidigungsminister Lieberman kritisierte kürzlich, das Vorhaben sei wie ein Preis für Terrorismus. „Die Hamas wird sagen, aufgrund ihres Kampfes habe sie millionenschwere Investitionen und einen neuen Hafen für Gaza bekommen“, sagte Lieberman. Israel und Ägypten haben eine Blockade über das Küstengebiet verhängt.

Desolate Versorgungslage

Katz’ Plan sieht auf der rund vier Kilometer langen und zwei Kilometer breiten Insel auch eine Entsalzungsanlage sowie ein Elektrizitätswerk vor. Die rund zwei Millionen Einwohner des Küstengebietes leiden seit Langem unter Stromknappheit – Elektrizität gibt es nur drei bis vier Stunden am Tag – und Mangel an sauberem Trinkwasser.

Die Versorgungslage gilt in großen Teilen des Küstenstreifens generell als desolat. Die Arbeitslosigkeit gerade unter Jugendlichen ist extrem hoch. Sie liegt bei knapp 60 Prozent. Auch Wohnraum ist äußerst schwer zu finden. Viele Häuser sind drei Jahre nach dem jüngsten Krieg gegen Israel noch zerstört oder so stark beschädigt, dass sie nicht genutzt werden können. Ein Viertel der palästinensischen Bevölkerung lebt in Armut.

Der Frust der Menschen ist mittlerweile so groß, dass sie nicht mehr an eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien glauben. In den vergangenen Monaten hat sich der Unmut mehrfach bei Protesten entladen. Aufgebrachte Demonstranten riefen: „Wir haben die Schnauze voll.“ Einige Aktivisten wagten es sogar, die seit 2007 herrschende Hamas für die Situation verantwortlich zu machen. Tenor: Die Radikalislamisten haben den Gazastreifen als Geisel genommen. Christian Böhme, mit dpa

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