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2008 errichteten UN-Polizisten diesen Grenzzaun in Mitrovica.
© Sasa Stankovic/ picture-alliance/ dpa / bildfunk

Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo: Ein Gebietstausch würde die Büchse der Pandora öffnen

Deutschland und Frankreich suchen eine Lösung für Serbien und die abtrünnige Provinz Kosovo. Die Kritik an einem Gebietstausch ist verständlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Fast nichts, was auf dem Balkan geschieht, ist ohne den historischen Kontext zu verstehen. Das Attentat eines serbischen Nationalisten auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo führte 1914 in den Ersten Weltkrieg. Eine Rede des Serbenführers Slobodan Milosevic 1989, zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, bereitete mit den Boden für die Balkankriege. Der Hass verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen aufeinander macht bis heute eine friedliche Entwicklung der Region so schwer.

Deshalb ist nur zu verständlich, dass die Bundesregierung sich gegen einen Gebietstausch zwischen Serbien und dem Kosovo sträubt. Soll doch diese Grenzkorrektur Volksgruppen aus ihrer Minderheitenrolle im einen Staat lösen, und sie der jeweiligen ethnischen Mehrheit im anderen Land zuordnen.

Nicht nur für Angela Merkel käme eine neue Grenzziehung dem Öffnen der Büchse der Pandora gleich, denn ähnliche Konflikte schwelen auch anderswo in Europa. Herausragendstes Beispiel ist Ungarn, das durch die nach dem Ersten Weltkrieg gezogenen neuen Grenzen mehr als die Hälfte seines Territoriums und seiner Bevölkerung verlor. Dieses Trauma belastet die ungarische Politik und Südosteuropa bis heute.

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