Wladimir Putin und der Mordfall Litwinenko: Ein Blick in Abgründe
Der Bericht über den Mord an dem Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko eröffnet einen Blick in die Abgründe von Putins Russland. Ein Kommentar.
Der britische Untersuchungsbericht zum Mord am ehemaligen russischen Geheimdienstler Alexander Litwinenko ist eine Überraschung – aber nicht, weil er zu dem Ergebnis kommt, die Tat könne nur mit Billigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin verübt worden sein. Unerwartet ist vielmehr, dass der Bericht derart deutliche Worte enthält, die politisch höchst relevant sind.
Er eröffnet einen Blick in die Abgründe von Putins Russland, die gerade in Deutschland viele nicht sehen wollten. Es geht um Korruption, um Kontakte einflussreicher Politiker zum organisierten Verbrechen und die starke Stellung des Geheimdienstes. In Russland kamen in jüngster Zeit zumindest Teile dieser Strukturen ans Licht. Zugleich sind Oppositionelle, die Korruption öffentlich und das System Putin sichtbar machen, selbst in Gefahr. Das hat der Mord an Boris Nemzow gezeigt.
Westlichen Geheimdiensten und ihren Regierungen muss die wahre Natur von Putins Regime längst bekannt sein. Doch in Berlin, Paris und Washington hat man aus diplomatischen Gründen geschwiegen. In London wird das nach dem Mord an einem britischen Bürger nicht mehr so leicht möglich sein.