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Die ehemalige Guerillakämpferin Griselda Lobo Silva, alias Sandra Ramirez, hinter einem Foto mit dem verstorbenen FARC-Gründer Manuel Marulanda.
© Raul ArboledaAFP

Aussöhnung in Kolumbien: Ehemalige Guerillakämpferin wird Vize-Präsidentin des Senats

Griselda Lobo Silva alias "Sandra Ramirez" ist ein Gesicht des Übergangs. Aber der Frieden bleibt fragil. Ein Porträt.

Historisch nennt die Tageszeitung „El Espectador“ diese Wahl: Griselda Lobo Silva (56) ist seit dieser Woche die neue Vizepräsidentin des kolumbianischen Senats. Doch unter diesem Namen kennt sie in Kolumbien kaum jemand.

Viel bekannter ist Lobo Silva unter ihrem Kampfnamen „Sandra Ramirez“, den sie während ihrer mehr als 35jährigen Zugehörigkeit zur Guerilla-Organisation FARC trug.

Während dieser Zeit war Ramirez auch die Lebensgefährtin des FARC-Gründers Manuel Marulanda, der 2008 verstarb. Sie stammt aus einer kinderreichen Familie, arbeitete als Krankenschwester auch während ihrer Guerillazeit. Ramirez ist damit ein Gesicht für den Übergang in Kolumbien.

Einst als Staatsfeindin bekämpft, hat sie nun, zumindest formal, eines der wichtigsten Staatsämter inne.

Glückwunsch vom Intimfeind

Beglückwünscht wurde sie von einem politischen Intimfeind: Dem im Land immer noch populären Ex-Präsidenten und Rechtsaußen Alavro Uribe, der während seiner Amtszeit (2002 bis 2010) die FARC mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln militärisch und politisch bekämpfe.

Uribe begrüßte die Wahl von Ramirez, stellte aber noch einmal klar, dass er mit den Inhalten des Friedensabkommens von 2016, das der FARC den Weg in die politischen Instanzen öffnete, nicht einverstanden sei. Uribe selbst enthielt sich nach eigenen Angaben bei der Wahl.

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Der Frieden bleibt trotz solcher Entwicklungen fragil: Mehr als 200 ehemalige FARC-Kämpfer wurden seit Vertragsunterzeichnung ermordet. Wer dahinter steckt, ist unklar. Die FARC wirft dem rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque vor, den Frieden torpedieren zu wollen.

Vor vier Jahren unterzeichnete Duques Vorgänger Juan Manuel Santos nach jahrelangen Verhandlungen den weltweit beachteten Friedensvertrag mit der FARC und wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Für die Guerilla und Ramirez öffnete sich damit eine Tür zur politischen Teilhabe in Kolumbien.

Menschenrechtsorganisation für Schutz der Ex-Kämpfer

Ramirez selbst bezeichnet ihre Wahl in das neue Amt als einen „sehr wichtigen Moment in einer schwierigen Phase.“ Es gäbe den Versuch, die FARC auslöschen zu wollen. Nicht zuletzt deshalb habe die Interamerikanische Menschenrechtsorganisation CIDH Schutzmaßnahmen für die Ex-Kämpfer angeordnet.

Ihrem Heimatland verspricht Ramirez in einer ihrer ersten Erklärungen als Vizepräsidentin des Senats: „Wir werden den Frieden mit Händen und Füßen verteidigen."

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