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Amnesty International wirft Iran vor, jugendliche Straftäter hinzurichten.
© Reuters/Raheb Homavandi
Update

Bericht von Amnesty International: Dutzenden Jugendlichen droht im Iran die Hinrichtung

Während Iran zurück in die Weltpolitik drängt, erhebt Amnesty schwere Vorwürfe gegen das Land. Seit 2005 seien 73 Jugendliche hingerichtet worden.

Im Iran droht laut einem Bericht von Amnesty International ungeachtet jüngster Justizreformen Dutzenden Straftätern im Jugendalter die Hinrichtung. Sie hätten ihre Verbrechen vor Vollendung des 18. Lebensjahrs begangen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht.

Der Iran habe die UN-Kinderrechtskonvention 1991 unterzeichnet und 1994 ratifiziert. Eigentlich sollten junge Straftäter damit als Kinder behandelt und vor der Todesstrafe oder lebenslanger Haft ohne Chance auf frühere Entlassung geschützt sein.

Dennoch wurden Amnesty zufolge zwischen 2005 und 2015 im Iran 73 jugendliche Straftäter hingerichtet. Laut der UN warten mindestens 160 weitere auf die Vollstreckung ihrer Todesstrafe. Die wirkliche Zahl sei wahrscheinlich höher, schreibt Amnesty. Die Menschenrechtsorganisation identifizierte in dem Bericht namentlich 49 Jugendliche, denen die Hinrichtung droht. Viele hätten schon im Schnitt sieben Jahr in der Todeszelle verbracht, manche sogar mehr als ein Jahrzehnt.

Der überwiegende Teil der Jugendlichen sei wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Weitere Verbrechen waren Vergewaltigung, Drogenvergehen und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Der Iran halte an Gesetzen fest, "wonach schon neunjährige Mädchen und 15-jährige Jungen zum Tode verurteilt werden können", schreibt Amnesty.

"Der Bericht zeichnet ein zutiefst erschütterndes Bild von jugendlichen Straftätern, die in der Todeszelle schmachten und denen wertvolle Jahre ihres Lebens geraubt werden - und dies häufig, nachdem sie auf Grundlage unfairer Prozesse zum Tode verurteilt wurden", sagte Said Boumedouha, Leiter des Amnesty-Programms für Nahost- und Afrika.

Der Bericht von Amnesty, der 110 Seiten umfasst, kommt zu einer Zeit, in der der Iran wieder den engeren Kontakt zum Westen sucht und auf Wirtschaftsverträge hofft. Der Westen hatte seine Sanktionen gegen Iran nach Abschluss des Atomabkommens gestoppt. Präsident Hassan Ruhani ist derzeit mit einer großen Wirtschaftsdelegation zu Besuch in Rom. (TSP)

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