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Attackiert die Dresdner in der "Zeit". Büchnerpreisträger Durs Grünbein.
© dpa

Träger des Büchnerpreises: Durs Grünbein attackiert die Dresdner

Der in Dresden aufgewachsene Schriftsteller Durs Grünbein hat das "Wir-Gefühl" der Dresdner attackiert. Er kenne den „Drang der Eingeborenen, Mehrheiten zu bilden und die Abweichler niederzubrüllen“, schrieb er in der "Zeit" aus Anlass des 70. Jahrestages der Bombardierung Dresdens.

Kurz vor dem 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens hat der Dichter Durs Grünbein die Mentalität der Dresdner Bevölkerung scharf attackiert. Der in der Stadt geborene und aufgewachsene Büchnerpreisträger meinte in einem Beitrag für die "Zeit" angesichts der Pegida-Demonstrationen der letzten Wochen: „Seit der Schulzeit war mir die Denkweise dieser Starrköpfigen, von der Geschichte Frustrierten, geographisch in die Ecke Gestellten immer wieder begegnet. Das spezifische Dresdner Wir-Gefühl: Wir sind hier die Dummen, die Abgehängten.“

Seit damals kenne er den „Drang der Eingeborenen, Mehrheiten zu bilden und die Abweichler niederzubrüllen“: „Du sollst nicht Widerstand leisten gegen den Mehrheitswillen, war die Aussage. Es ist das oberste Gebot dieser Leute im Tal.“ Mit Sorge schaut Grünbein auf die Proteste von „neuen Kleinbürgern, Sklaven der Konsumwirtschaft“: „Es kann einem Angst machen, das Heer dieser Leute, die Ängste schüren, weil die Freiheit ihnen zu groß ist.“

Durs Grünbein attackiert den Kleinbürger

Grünbein deutet die Motive hinter den Demonstranten in Dresden: „Der Kleinbürger geht auf die Straße, weil er sein Revier verteidigen will, irgendeine Bedrohung findet sich immer. Vorzugsweise kommt sie von den Fremdstämmigen, Andersfarbigen und Andersgläubigen. Die Politik, die er von seinen Volksvertretern erwartet, reduziert sich auf ein biologisches Kontrollprogramm. Es ist der Traum von der Festung Europa (oder wenigstens Dresden), von Selektion, Ausschließung, Einschließung.“

Bestürzt ist der Dichter vom „Sound der Unbelehrbarkeit, der Einschwörung und Einschüchterung“ in seiner Heimatstadt: „Es wundert mich nicht, daß es an der Elbe ausbrach, dies diffuse Gefühl der Bedrohung. Auch woanders schneiden Wirtschaftskrise, Europolitik, Glaubenskriege und Flüchtlingsströme in die Existenz. Aber nur in Dresden schlagen sie auch aufs Gemüt. Nur dort konnte Islamisierung zur Chiffre werden für alles, was den Kleinbürger heute bedroht, alles Fremde und Ungewohnte.“

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