"Charlie Hebdo": Drohung gegen Kioskbesitzer in Belgien
Vier Kioskbesitzer in Brüssel sind mit Drohbriefen vor dem Verkauf der neuen Ausgabe des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ gewarnt worden.
Vier Kioskbesitzer in Brüssel haben vor dem geplanten Verkauf des jüngsten Heftes der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ Drohbriefe erhalten. Wie die belgische Zeitung „Le Soir“ auf ihrer Webseite berichtete, befinden sich die Zeitungsläden in der Gemeinde Jette im Nordwesten der belgischen Hauptstadt.
Ab diesem Donnerstag soll die nach dem Anschlag auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion erschienene Ausgabe, die einen weinenden Propheten Mohammed auf dem Titel zeigt, in Belgien erscheinen. Laurens Dumont, der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Brüssel, sagte, die Behörde nehme die vier Drohbriefe sehr ernst. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein.
Zunächst hatte die Zeitung „La Dernière Heure“ über die Drohbriefe berichtet, welche die Kioskbesitzer am Mittwoch erhalten hatten. Darin war von „Vergeltungsmaßnahmen“ für den Fall die Rede, dass Mohammed-Karikaturen im Magazin „Charlie Hebdo“ weiterverbreitet würden. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Jette, Hervé Doyen, erklärte, man nehme die Drohungen sehr ernst. Ab diesem Donnerstag ist in Belgien der Verkauf von rund 30 000 Exemplaren der jüngsten „Charlie Hebdo“-Ausgabe geplant. Es wird damit gerechnet, dass die Nachfrage das Angebot weit übersteigen dürfte. Mit Blick auf die jüngsten Drohungen sagte ein 65-jähriger Brüsseler Zeitungshändler dem Blatt „La Dernière Heure“: „Ich bin bereits drei Mal überfallen worden, mit einer Pistole an der Schläfe. Diese Art von Drohung beeindruckt mich nicht mehr.“
Spekulationen über Waffenkauf in Belgien
Ein Teil der Waffen der Pariser Attentäter ist nach Medienberichten in Belgien gekauft worden. Die Kalaschnikow und der Raketenwerfer, die von den Kouachi-Brüdern für den Angriff auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" verwendet wurden, seien "in der Umgebung des Südbahnhofs in Brüssel für weniger als 5000 Euro gekauft worden", berichtete die Zeitung "La Dernière Heure" am Mittwoch unter Berufung auf "sehr gute Quellen". Auch das durch den weiteren Attentäter Amédy Coulibaly bei der Geiselnahme in einem Pariser Supermarkt verwendete Sturmgewehr stamme aus Brüssel.
Ein Sprecher der belgischen Bundesstaatsanwaltschaft konnte die Angaben auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. Die flämische Zeitung "De Standaard" schrieb, der Kauf der Waffen in Belgien sei bisher "nicht mehr als eine Hypothese". Diese wird laut dem französischen Nachrichtenportal Mediapart aber dadurch untermauert, dass Coulibaly und einer der Kouachi-Brüder schon 2010 versucht haben sollen, Waffen in Belgien zu kaufen. Diese sollten den Angaben zufolge zur geplanten Befreiung des in Frankreich inhaftierten Islamisten Smaïn Aït Ali Belkacem verwendet werden.
Die Nachrichtenagentur Belga meldete unterdessen, ein wegen verschiedener Delikte im Zusammenhang mit illegalen Verkäufen bekannter Einwohner aus dem westbelgischen Charleroi habe sich am Dienstag bei der Polizei gemeldet. Er habe angegeben, Coulibaly habe sich "in den vergangenen Monaten" bei ihm gemeldet und ein Auto kaufen wollen.
Eine Durchsuchung der Wohnung des Informanten habe Dokumente zu Tage gefördert, die nicht nur auf Verhandlungen über den Kauf des Wagens hinweisen würden, sondern auch auf einen angestrebten Kauf von Waffen und Munition, berichtete die Agentur weiter.
Es sei insbesondere um eine Pistole vom Typ Tokarew gegangen, die von Coulibaly bei dem Überfall auf den Supermarkt verwendet worden sei. Der Informant sei festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft von Charleroi wollte sich nicht zu den Angaben äußern. (mit AFP)