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Trump bei einer Wahlkampfkundgebung der Republikaner in Kentucky.
© Whitney Saleski/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Hier kann sich 2016 wiederholen: Donald Trumps Weg zur Wiederwahl

In Michigan, Pennsylvania und Wisconsin verlor Hillary Clinton 2016 den Kampf ums Weiße Haus. 2020 kann Trump dort erneut auf Sieg hoffen. Eine Analyse.

Wiederholt sich der Schock von 2016? Damals gewann Donald Trump entgegen den meisten Vorhersagen die Präsidentschaftswahl. Ausschlaggebend waren die drei Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Sie hatten - dank der weißen Arbeiterschaft in der Industrieregion um die Großen Seen - seit zwei Jahrzehnten im Kampf ums Weiße Haus verlässlich für die demokratischen Kandidaten gestimmt. Dort gelang Trump die Überraschung. Er gewann die drei Staaten mit jeweils knappem Vorsprung.

So nützte es Hillary Clinton wenig, dass sie USA-weit fast drei Millionen Wählerstimmen mehr hatte als Trump. In den drei Staaten, mit denen sie fest gerechnet hatte, fehlten ihr weniger als 100.000 Stimmen. Sonst wäre sie Präsidentin geworden.

Kann das 2020 erneut passieren? Ja, das legen neue Umfragen nahe, freilich unter anderen Bedingungen. 2016 war Clinton unvorbereitet in die Niederlage gestolpert. In der Strategie für die 50 Bundesstaaten hatte ihr Team Michigan, Pennsylvania und Wisconsin als sichere Staaten verbucht - so sicher, dass Clinton in Wisconsin über Monate nicht einmal Wahlkampf machte. Die Demokraten meinten, Arbeiter und Gewerkschafter seien auf sie abonniert.

Die drei Staaten standen für Ikonen der amerikanischen Industriegeschichte. Michigan ist das Herz der Automobilindustrie, Detroit hatte den Spitznamen "Motown". Aus Pennsylvania kam der Stahl für die Wolkenkratzer in New York und Chicago, für die Golden Gate Bridge in San Francisco, für den Hoover-Damm an der Grenze zwischen Arizona und Nevada. Und aus Milwaukee, Wisconsin, die Harley Davidson. Diesmal sind die Demokraten gewarnt. Sie wissen, dass sie aktiv um die weißen Arbeiter an den Großen Seen werben müssen.

Geändert hat sich aber ebenfalls die Ausgangslage in den Umfragen. Zum selben Zeitpunkt vor vier Jahren glaubten die Demoskopen ziemlich unisono, in den weißen Arbeiterstaaten würden die Demokraten gewinnen. Neueste Umfragen der "New York Times" sehen Trump und seinen führenden demokratischen Herausforderer Joe Biden dicht beieinander: In Michigan und in Pennsylvania führt Biden mit je einem Prozentpunkt, in Wisconsin mit zwei Prozentpunkten. Statistisch ist das angesichts der Fehlerquoten solcher Erhebungen ein Patt; es könnte sogar sein, dass umgekehrt Trump leicht führt.

Widersprüchliche Umfragen in entscheidenden Staaten

Andererseits schneidet Biden in anderen, ebenfalls aktuellen Umfragen nicht ganz so schlecht ab. Im Schnitt der jüngeren Erhebungen führt Biden in Michigan mit 7,7 Prozentpunkten, in Pennsylvania mit 7,3 Prozentpunkten, in Wisconsin mit 5,7 Prozentpunkten. Und USA-weit misst die "Washington Post" einen klaren Vorsprung der Demokraten.

Für Elizabeth Warren, die Zweitplatzierte im Bewerberfeld der Demokraten, sehen die Zahlen der "New York Times" noch schlechter aus als für Biden. Warren liegt demnach in Michigan fünf Prozentpunkte hinter Trump, in Pennsylvania und in Wisconsin je zwei Prozentpunkte. Auch ihre Werte sehen etwas freundlicher aus, wenn man den Schnitt aller jüngeren Umfragen nimmt.

Dennoch, diese Umfragen müssen eine Warnung für die Demokraten sein. 2016 war offenbar kein Ausnahmejahr, in dem ein "Perfect Storm" Trump den Sieg erlaubte. Und der sich 2020 so nicht wiederholen kann. Mit Blick auf die nächste Wahl geht es nicht allein darum, gewarnt zu sein, um eine Wiederholung zu vermeiden. Vielmehr kann Trumps Strategie, auf die weißen Arbeiter zu setzen, erneut zum Erfolg führen. Schon im Sommer hatte sich das widersprüchliche Bild ergeben: Trump hat 2019 eine geringere Zustimmung als bei der Wahl 2016, nämlich nur rund 38 bis 43 Prozent, was nach aller Erfahrung nicht für den Sieg reicht - und dennoch rechnet die Mehrheit der US-Bürger mit seiner Wiederwahl 2020.

Krasse Diskrepanz zwischen "Popular Vote" und Wahlmännern

Für Trump sind die guten Wirtschaftszahlen ein mächtiger Wahlhelfer. Insbesondere weiße, männliche Wähler mit einfacher Bildung halten zu ihm und sagen, sie seien nicht enttäuscht von seiner Amtsführung.

Eine Diskrepanz, die in Deutschland immer wieder für Kopfschütteln sorgt, könnte 2020 noch krasser ausfallen als 2016: Nicht die Person mit den meisten Stimmen in der Hauptwahl wird Präsidentin. Sondern die Person, die die Wahlmännerstimmen für sich entscheidet. In den USA wird jeder Bundesstaat einzeln ausgezählt. Und der jeweilige Sieger bekommt alle Wahlmänner dieses Staates zugesprochen. Deren Zahl hängt von der Einwohnerzahl ab. 2016 erreichte Clinton im "Popular Vote" 65,853 Millionen Stimmen, 2,869 Millionen Stimmen mehr als Trump (62,984 Millionen Stimmen). Nach Wahlmännern unterlag sie 232 zu 306.

Nach Hochrechnungen könnte Trump 2020 das "Popular Vote" sogar mit fünf Millionen Stimmen verlieren und dennoch nach Wahlmännerstimmen die Wiederwahl gewinnen.

Das Ziel: 270 Wahlmännerstimmen

Mindestens 270 der 538 Wahlmänner benötigt der Sieger für den Einzug ins Weiße Haus. In Michigan (16), Pennsylvania (20) und Wisconsin (10) sind zusammen 46 zu holen. Wer sie verliert, hat zwar theoretisch die Möglichkeit, das in anderen der 50 Bundesstaaten auszugleichen.

In der Praxis aber stehen die meisten Bundesstaaten ziemlich verlässlich auf der Seite der Republikaner oder auf der Seite der Demokraten. Mit 240 Wahlmännerstimmen können die Demokraten ziemlich fest rechnen, mit 204 die Republikaner. Michigans 16 Wahlmänner sind in dieser Modellrechnung bereits für die Demokraten verbucht. Im Zentrum des Kampfes stehen laut dieser Momentaufnahme die 86 Stimmen aus Pennsylvania und Wisconsin sowie aus Arizona, North Carolina und Florida.

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